Platz 10 (21 Punkte)

Will Self: Phone

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Mit „Phone“ schließt der Engländer Will Self seine mit den Romanen „Regenschirm“ und „Shark“ begonnene Trilogie ab. Führte „Shark“, das Vorgängerbuch, in die 1970er-Jahre und in die Kommune des Psychiaters Zack Busner, in der sich auf unterschiedliche Weise traumatisierte Menschen auf einem LSD-Trip in ein Paralleluniversum beamten, ist Busner in „Phone“ 78 Jahre alt und weist erste Anzeichen einer Demenzerkrankung auf. Das Smartphone ist ihm Verbindung zur Welt da draußen, ermöglicht es ihm aber zugleich, Abstand zu halten vor den realen Anfechtungen der Gegenwart.

Zacks Enkelsohn ist ein begabter Computerhacker, der einer vermeintlichen Verschwörung auf die Spur kommt, in die wiederum ein MI6-Agent und ein Panzerkommandant verwickelt sein könnten. Die beiden verbindet ein langjähriges, geheim gehaltenes Verhältnis. Das klingt genauso abstrus, wie es auch ist, und das auf rund 600 Seiten und in einem großen Rede- und Bewusstseinsstrom, der aufgeladen ist mit Erkenntnissen und mit einer detailliert dargestellten Dingwelt, die ihre jeweilige Epoche markieren.

Es geht um globale Politik und um Konflikte im Nahen Osten, um versteckte Homosexualität und Feminismus. All das aufgeladen mit Wortspielen, auf dem schmalen Grat zwischen Zote und Satire. Aus der Ferne winken Joseph Heller und vielleicht auch Thomas Pynchon.

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AUTOR/IN
SWR