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Martin Mosebach: Krass

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Eine eigenartige Gesellschaft platzt an einem Novemberabend des Jahres 1988 verspätet in die Vorstellung des Zauberkünstlers Harry Renó. Der Besuch der Vorstellung stellt sich bald als Irrtum heraus – eigentlich wollte man sich ein neapolitanisches Volksstück anschauen.

Derjenige, der für den Irrtum verantwortlich zeichnet, ist Dr. Jüngel, der bedauernswert tollpatschige Sekretär von Ralph Krass, der Titelfigur von Martin Mosebachs neuem Roman. Ein derartiger Fauxpas sollte ihm nicht mehrmals widerfahren, denn erstens ist er noch in der Probezeit, zweitens versteht Krass nicht nur in solchen Dingen wenig Spaß.

Krass ist „ein einzigartiger Mann“, wie Jüngel in einem Fax (!) an seine Liebste (so heißt das hier) aus dem Hotel schreibt, „ungebildet aber ein Naturintellektueller.“

Martin Mosebach, Büchnerpreisträger und ein Schriftsteller mit viel Feind und viel Ehr, zeichnet das Porträt eines berechnenden Geschäftsmannes, der entweder sehr reich ist oder ein Hochstapler. Mit Lidewne, der Assistentin des Zauberers, schließt Krass eine Vereinbarung, die ihn in ungewöhnliche Verstrickungen hineinziehen wird.

Mosebach ist ein opulenter Erzähler, der die Irrwege des Ralph Krass über verschiedene Kontinente nachzeichnet und dem dabei, wie man es von ihm kennt, immer wieder berückende Figurenzeichnungen und Städtebeschreibungen gelingen.

Ein klassischer Gesellschaftsroman, garniert mit der Mosebach’schen Ironie und garantiert nur echt mit Sopha und Telephon.

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AUTOR/IN
SWR