Platz 7 (31 Punkte)

Bernardine Evaristo: Mädchen, Frau etc.

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Sie ist die erste schwarze Schriftstellerin, die mit dem Booker Prize ausgezeichnet wurde: Bernardine Evaristo, in London geborene Tochter einer Engländerin und eines Nigerianers, hat mit ihrem Roman „Girl, Woman, Other“, im Original 2019 erschienen, einen Nerv in der britischen Leserschaft getroffen.

Evaristo erzählt in ihrem Roman von gesellschaftlich fest verankerten Stereotypen, die institutionellen Rassismus ermöglichen. Von englischen Frauen, die noch immer als Fremde betrachtet werden.

Zwölf dieser Lebensgeschichten erzählt Evaristo exemplarisch, und alles beginnt mit der Premiere eines Theaterstücks im National Theatre. Die Autorin ist lesbisch und schwarz. Sie ist auf einem vorläufigen Höhepunkt ihrer Karriere angekommen – doch ihre zehnjährige Tochter fühlt mehr Angst vor eventuell wütenden Reaktionen des Publikums als Stolz für ihre Mutter.

„Mädchen, Frau etc.“ eröffnet immer wieder derartige Dichotomien: Bummi stammt aus Nigeria, hat ihrer Tochter ganz gezielt einen englischen Namen gegeben, Carole, fremdelt jedoch gleichzeitig mit der radikalen Assimilation, die ihre Tochter als erfolgreiche Bankerin vollzogen hat.

Wobei Carol selbst immer wieder an die Grenzen stößt, die die Gepflogenheiten ihrer Umwelt ihr setzen. Klassendenken und Benachteiligung, Kampf um Anerkennung und Alltagsprobleme, künstlerische Verwirklichung und Resignation – das sind die Pole, zwischen denen sich Evaristos Frauenfiguren bewähren müssen.

Ein Buch, das mit Empathie, aber auch mit unverstellter Klarheit geschrieben ist.

Literatur Man-Booker-Literaturpreis für Margaret Atwood und Bernardine Evaristo

Erstmals in der Geschichte des renommierten Man Booker Prize wird die Auszeichnung geteilt. Ausgezeichnet werden Margaret Atwood für "The Testaments" und Bernardine Evaristo für "Girl, Woman, Other".

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