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Ayad Akhtar: Homeland Elegien

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Die Mixtur aus autobiografischer Erzählung, Essay und fiktionalen Elementen ist ein Genre, das von US-amerikanischen Schriftstellern mittlerweile perfektioniert wurde. Aber was heißt genau „US-amerikanisch“?

Ayad Akhtar ist der Sohn pakistanischer Einwanderer, Jahrgang 1970, wuchs in Wisconsin auf und ist heute einer der weltweit meistgespielten Dramatiker der Gegenwart. Und nun dieses Buch, das sich jeglicher politischen Zuschreibung entzieht.

Eines ist sicher: Das, was man politisch korrekt nennt, sind die „Homeland Elegien“ nicht. Die Frontlinien verlaufen nicht dort, wo wir es erwarten würden. Da ist der Vater von Ayad Akhtar, der 2016 den Rassisten Trump gewählt hat, weil er sich als erfolgreicher Amerikaner (Herzspezialist!) von dessen Ausfällen nicht betroffen und angesprochen fühlt, während der Sohn wiederum sein Geburtsland, die USA, gegen die kritischen Bemerkungen der Mutter verteidigen muss.

Das Schriftstellerdasein, das Stigma des Zuwanderers oder Zuwandererkindes, der Pulitzer Preis und der 11. September. Und die Fragen des Publikums, wie der erfolgreiche Autor sich denn zu den islamistischen Anschlägen stelle. Ob er eine heimliche Genugtuung spüre? Nichts ist hier eindeutig und geklärt.

Es gibt kein moralisches Auftrumpfen, sondern die Haltungen werden gegeneinander gestellt. Er habe, so schreibt Ayad Akhtar, niemals daran gedacht, etwas anderes zu wollen als in den USA zu leben: „Amerika ist meine Heimat.“ Eine Heimat die es ihm als Muslim nicht einfach gemacht hat, obwohl es gar keine Alternative gibt.

Zwischen Donald Trump und Akhtars Vater gibt es im Übrigen eine äußerst kuriose und auch delikate Verbindung. Stünde sie in einem Roman, man könnte sie nicht glauben.

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SWR