Platz 2 (45 Punkte)

Ulrike Almut Sandig: Monster wie wir

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Ruth wächst in den frühen 1980er-Jahren in einem sächsischen Pfarrershaushalt auf. Ihr Großvater vergeht sich an ihr. Viktor ist der Sohn eines NVA-Offiziers. Der Mann seiner älteren Stiefschwester demütigt, misshandelt und missbraucht ihn. Ruth und Viktor freunden sich als Kinder an, als Jugendliche gehen sie getrennte Wege: Ruth, die Erzählerin von Ulrike Almut Sandigs erstem Roman, flüchtet sich in die Musik; Viktor pumpt seinen Körper auf und schließt sich einem rechten Schlägertrupp an.

Mit dem Zusammenbruch der DDR sind die letzten Gewissheiten verschwunden; die Balance von staatlicher und familiärer Gewalt verschwindet. Als Viktor sich mit Hilfe einer Mogelei eine Stelle als Au-pair in einer wohlhabenden Familie in Südfrankreich verschafft, hat er seine eigene Situation erneut vor Augen. Nur dieses Mal greift er durch.

Ulrike Almut Sandig, 1979 geboren und wie ihre Protagonistin in einem protestantischen Pastorenhaushalt groß geworden, ist als Lyrikerin und Verfasserin von Erzählungen bereits bekannt geworden. Ihr Romandebüt zeigt, wie strukturelle Gewalt auf Menschen wirkt. Und wie auffällig laut das Schweigen ist, dass sich um die Opfer herum bildet. Für dieses sensible Thema hat Sandig eine erstaunlich dezente, empathische Sprache mit wirkmächtigen Bildern gefunden.

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AUTOR/IN
SWR