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John Burnside: Über Liebe und Magie – I put a Spell on You

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Was für ein grandioser Schriftsteller er ist, hat der Schotte John Burnside in Romanen wie „Die Spur des Teufels“ oder „Glister“ gezeigt. Parallel zu seinen fiktionalen Texten (in die Burnside wiederum autobiografische Spuren gelegt hatte), hat Burnside 2006 das Projekt seiner Autobiografie begonnen und mit „Lügen über meinen Vater“ furios eröffnet.

Burnside nimmt keine Rücksichten, erst recht nicht sich selbst gegenüber. Den gewalttätigen, brutalen Vater kennt man aus früheren Büchern, und überhaupt nimmt Burnside jede Entscheidung, jede Lebenswegabzweigung ins Visier und prüft sie auf ihre Auswirkungen hin.

Er erzählt von seinem Sprachstudium, von der Arbeit als Programmierer und von der Mitte der Neunzigerjahre getroffenen Entscheidung, Schriftsteller zu werden. Dass er dabei niemals frei sein kann von den Umständen, hat Burnside begriffen; seine Herkunft aus der sozialen Unterschicht ist der Ausgangspunkt für ein Leben in Selbstzweifeln und Suff, zwischen Ausdruckswunsch und der Unfähigkeit, die richtigen Worte zu finden.

Und dann kommt Christina, eine junge Amerikanerin, ins Spiel. Die Liebe zu ihr gestattet Burnside sich nicht, und dieser Entschluss bringt ihn erneut an den Rand des Aushaltbaren. Selten liest man ein Buch von derartiger Kraft und Radikalität. Burnsides Bekenntnisse sind hochgradig interessante, oft verstörende Berichte aus dem Inneren des Künstlertums.

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AUTOR/IN
SWR