Platz 6 (36 Punkte)

Karl-Heinz Ott: Hölderlins Geister

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Im Dezember 2019 stand das Buch auf Platz 2 der SWR Bestenliste.

Literaturpreis Der Schriftsteller Karl-Heinz Ott erhält den Joseph-Breitbach-Preis 2021

Der Autor Karl-Heinz Ott wird mit dem Joseph-Breitbach-Preis 2021 für sein literarisches Gesamtwerk geehrt. Das teilte die Stiftung Joseph Breitbach und die Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz am 10. Juni mit.

Das Jahr 2020 wird ein Hölderlin-Jahr. Im März wäre der Dichter 250 Jahre alt geworden.

Der Schriftsteller Karl-Heinz Ott hat Erfahrung im Umgang mit literarischen Größen, die so hoch über allem schweben, dass sie aus der Entfernung der Verehrung gar nicht mehr erkennbar sind; man denke an seinen Roman „Wintzenried“, in dem er, frei von jeglicher Denunziation, aus dem Philosophen Jean-Jacques Rousseau wieder einen Menschen gemacht hat.

Das Bestechende an Otts literarischem Hölderlin-Essay ist seine klare, unverschwiemelte Sprache. Kein Gedanke daran, hier könnte sich jemand seinem Gegenstand in bloßer Affirmation annähern.

Trotzdem ist Otts Leser- und Autorenbiografie eng mit Hölderlin verbunden. „Hölderlins Geister“ ist zum einen ein glänzend lesbarer Rundgang durch Hölderlins gedankliches Universum, durch Antike, Mythologie, Pantheismus und Griechenlandverehrung.

Scharf und klar arbeitet Ott dann im zweiten Kapitel, überschrieben mit „Der bräunliche Hölderlin“, die Rezeptionsgeschichte im 20. Jahrhundert durch den George Kreis und Martin Heidegger heraus. Der verwandelte den Hölderlin-Sound in eine ideologisch aufgeladene Klage der Heimatlosigkeit, poetisch überhöht, existentialistisch aufgeschäumt.

Wahnsinn, Verlorenheit, Klang und Überhöhung, die Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten, die ihre Soldaten mit Hölderlin-Versen im Tornister in den Krieg schickten – und dann die Wende, als Hölderlin in den linken Kreisen der jungen Bundesrepublik plötzlich zum Opfer der bürgerlichen Ordnung erklärt.

Ott zeigt, wie ein Dichter zum Spielball von ideologischen Interessen wurde. Er holt kein Denkmal vom Sockel. Er verschiebt es allenfalls ein Stück.

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SWR