Wagner lebt mit Frau und Kind sein eigenes Leben, bis die Demenzdiagnose des Vaters dafür sorgt, dass der Mann, mit dem der Erzähler über zwei Jahrzehnte lediglich sporadischen Kontakt hatte, wieder in den Mittelpunkt rückt. Der Vater kann nicht mehr alleine leben, muss ein Haus verlassen, ist verwitwet. Die klassischen Fragen tun sich auf: Wieviel Verantwortung hat ein erwachsener Mann für seine Eltern? Wie viele Freiheiten muss er aufgeben?
Wagner nimmt die Aufgabe an, er reist mit dem Vater, er betreibt aktive Erinnerungsarbeit. Daraus schält sich ein dezent distanziertes, aber durchaus liebevolles Doppelporträt heraus: Zum einen das einer Vater-Sohn-Beziehung, die sich neu erfinden muss. Zum anderen aber auch das der Epoche, aus der der Vater entstammt: Die alte Bonner Republik, in deren Dunstkreis der Vater gewirkt hat. Der Vater lebt heute noch. Er nennt den Sohn durchgehend „Freund“. Das ist eigentlich ziemlich schön.