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Norbert Scheuer: Winterbienen

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Fernab vom Literaturbetrieb arbeitet der 1951 geborene Schriftsteller Norbert Scheuer an einem einzigartigen Kosmos. In seinen Romanen und Erzählungsbänden schreibt Scheuer an der literarischen Chronik einer Landschaft, seiner Landschaft. Das Urftland, so nennt Scheuer das Territorium, ist das Gebiet rund um die Gemeinde Kall in der Eifel. Dort lebt Norbert Scheuer seit Jahrzehnten; dort entsteht ein Werk, in dem sich Geschichten, Lebensläufe und Erfahrungen in unterschiedlichen Epochen kreuzen und verdichten.

Der Mann, der in „Winterbienen“ sein Leben in den Monaten zwischen Januar 1944 und Mai 1945 in dem Eifeldorf Kall festhält, heißt Egidius Arimond. Arimond wurde als Epileptiker zwangssterilisiert. Sein Leben gilt den herrschenden Nazis als unwert; und dem Tod ist er nur entgangen, weil sein älterer Bruder als Flieger im Dritten Reich Heldenstatus genießt – und die schützende Hand über Egidius hält.

Egidius kümmert sich um seine Lektüren und um die Bienenzucht. Und: Egidius Arimond schmuggelt jüdische Flüchtlinge zur belgischen Grenze. Luftkrieg und Bienen, Epilepsie und Subversion, die Auflösung der neuronalen Ordnung und der Zerfall der äußeren Ordnung: All das verbindet Norbert Scheuer zu einem hochpoetischen, eleganten Roman, der es mit Feingefühl vermeidet, die Primärreize des Schreckens abzuschöpfen.

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SWR