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Jan Peter Bremer: Der junge Doktorand

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Ein alternder Künstler und seine Frau in einem einsamen Haus am Dorfrand. Ein junger Doktorand, der Maler und Ehe zu neuem Glanz verhelfen soll. Ein so bösartiger wie komischer Roman vom Meister der durchkomponierten Kammerspiele.

Jan Peter Bremer: Der junge Doktorand (Foto: Berlin Verlag)

Jan Peter Bremer ist Spezialist für den Kurzroman

Jan Peter Bremer ist ein Spezialist für die aussterbende Form des exakt durchkomponierten Kurzromans. All seine Texte haben einen Zug ins Groteske, und mit 176 Seiten Umfang ist sein neuer Roman beinahe schon einer seiner umfangreichsten.

Wann kommt er endlich – der junge Doktorand?

Da sitzt Günter Greilach, ein alternder Maler gemeinsam mit seiner Frau Natascha in einer Mühle am Rand eines Dorfes. Sie pflegt noch ein paar lose, von gegenseitigen Eifersüchteleien dominierte Freundschaften; er selbst meidet seit einem Jahre zurückliegenden Streit jeden Kontakt mit der Außenwelt.

Beide warten sie seit mittlerweile zwei Jahren sehnsüchtig auf die Ankunft des jungen Doktoranden. Dessen wissenschaftliche Arbeit über Günters Werk wird diesem, so die Hoffnung, zu neuem Glanz und Bekanntheit verhelfen. Vom Ego des Künstlers ganz zu schweigen. Doch als er dann endlich ankommt, der vermeintliche Doktorand, stellt sich alles ganz anders dar: Er ist weder gutaussehend noch eloquent noch sonderlich interessiert.

Bremer wechselt zwischen Heiterkeit und Verzweiflung

Der Clou an Bremers so bösartigen wie komischen Roman sind seine Perspektivwechsel. Man wisse nicht, so heißt es einmal, ob man sich in einem Zustand rigoroser Heiterkeit oder abgrundtiefer Verzweiflung befinde. Zwischen diesen beiden Polen schwenkt Bremer sein Kammerspiel von Absatz zu Absatz kunstvoll hin- und her, in knappen, vordergründig amüsanten Dialogen.

Dahinter verbirgt sich die Angst vor Bedeutungslosigkeit, der Wunsch, so gesehen zu werden, wie man es vermeintlich verdient hat – und eine Ehehölle.

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SWR