Ludwig (re.) und Elisabeth Schwamb (Foto: Pressestelle, Stadtarchiv Mainz)

Geschichte

Der 20. Juli 1944 und der Widerstand im Südwesten

Stand

Auch im Südwesten existierte ein geheimes Netzwerk der Verschwörer des 20. Juli um Claus Graf Schenk von Stauffenberg. Maßgeblich unterstützt wurde es von Wilhelm Leuschner. Der Sozialdemokrat und frühere hessische Innenminister knüpfte während der nationalsozialistischen Zeit zahlreiche Kontakte zu Widerständlern, die bereitstanden, um in einem Deutschland nach Hitler Verantwortung zu übernehmen, darunter Elisabeth und Ludwig Schwamb, Bartholomäus Koßmann und Emil Henk.

Der Chronist des Attentats: Emil Henk

Emil Henk aus Heidelberg war einer der führenden Widerständler im Netzwerk von Wilhelm Leuschner. Er verfügte über Kontakte zum Kreisauer Kreis. Zugleich wurde er zu einem wichtigen Zeitzeugen. Unmittelbar nach dem Krieg schrieb er das Buch „Die Tragödie des 20. Juli 1944. Ein Beitrag zur politischen Vorgeschichte“. Bis heute gilt es als wichtige Quelle.

„Nieder mit Hitler“: Die sozialistische Widerstandskämpferin Anna Beyer

Anna Beyer aus Frankfurt war Mitglied der Widerstandsgruppe des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes. Berühmt wurde ihr nächtlicher Spaziergang mit einem präparierten Koffer, der die Worte „Nieder mit Hitler“ auf den Eisernen Steg druckte.

Sie wurde verraten, floh ins Ausland und kehrte erst nach dem Krieg nach Frankfurt zurück.

Von der Gestapo gefoltert: Bartholomäus Koßmann

Wäre das Attentat vom 20. Juli 44 geglückt, wäre der Saarländer Bartholomäus Koßmann hinter Ludwig Schwamb zweiter Mann für die Verwaltung des Wehrkreises Wiesbaden geworden, zuständig für die Region des heutigen Rheinland-Pfalz und des Saarlands.

Nach dem Attentat wurde Koßmann im französischen Grenzort Forbach von der Gestapo festgenommen und überlebte Gefängnisse, Verhöre und Misshandlungen. Nach dem Krieg wurde er zum Mitgründer der CDU im Saarland.

Drahtzieher des Leuschner-Kreises: Elisabeth und Ludwig Schwamb

Elisabeth und Ludwig Schwamb gehörten zu den hochaktiven Widerständlern, die unter ständiger Lebensgefahr arbeiteten. Die Berliner Wohnung des Paars aus dem rheinhessischen Undenheim diente zu konspirativen Treffen des Leuschner-Kreises.

Das Ehepaar schmuggelte Briefe durch das ganze Reich. Als einer der führenden zivilen Widerständler wurde Ludwig Schwamb in Plötzensee hingerichtet. Seine Frau Elisabeth hat nach dem Krieg die SPD in Rheinland-Pfalz mitaufgebaut.

Katholische Landfrau im Fadenkreuz der Gestapo: Mathilde Gantenberg

Die Pazifistin Mathilde Gantenberg betrieb während der NS-Zeit mit drei anderen Frauen den Frauenberger Hof in der Osteifel bei Gönnersdorf. Dort versteckte sich Gustav Kettel, der für das Netzwerk von Wilhelm Leuschner Kontakte knüpfen sollte. Auch als Buchhändlerin in Trier blieb sie im Widerstand.

Gantenberg war nach dem Krieg eine der Mitgründerinnen der CDU in Rheinland-Pfalz und machte politische Karriere, erst im rheinland-pfälzischen Landtag, dann als erste Frau im Rang einer Staatssekretärin in Bonn.

Lebensgeschichten der Widerständler im Südwesten

Das Netzwerk des zivilen Widerstands haben Ludger Fittkau und Marie-Christine Werner recherchiert. In ihrem Buch „Die Konspirateure – Der zivile Widerstand hinter dem 20. Juli 1944“ erzählen sie die Lebensgeschichten der Menschen, die bereit gestanden hätten, um in einem Deutschland nach Hitler Verantwortung zu übernehmen.

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SWR