Literatur

„Maschinen wie ich“: Ian McEwans unterhaltsamer Roboter-Roman

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AUTOR/IN
Jens-Peter Marquardt

England, Anfang der 80er Jahre: Charlie kauft sich einen Roboter, programmiert ihn gemeinsam mit seiner Nachbarin zu einem intelligenten Hausgenossen. Dieser mischt sich aber resolut in die Angelegenheiten der Menschen ein.

Ian McEwan hat ein spannendes, amüsantes und kluges Buch über Künstliche Intelligenz geschrieben. Und quasi nebenbei wirbelt er die britische Geschichte kräftig durcheinander.

Charlie, Anfang 30, der eigentlich nichts so richtig auf die Reihe kriegt, kauft nach dem Tod seiner Mutter mit dem Erlös aus dem Verkauf des Elternhauses einen Roboter. Gleichzeitig verliebt er sich in seine Nachbarin Miranda, und gemeinsam programmieren sie den ziemlichen lebensechten Androiden.

Künstliche Intelligenz kann nerven

Charlie, Miranda und Adam leben fortan in einer Dreierbeziehung. Adam kümmert sich klaglos um den Abwasch, darüber hinaus mischt er sich aber immer mehr in das Leben von Charlie und Miranda ein.

Die Künstliche Intelligenz wird zu einem Problem. Denn Miranda hat ein dunkles Geheimnis, das sie nicht offenbaren möchte. Doch Adam ist ein Roboter mit Prinzipien, aufrichtig, gesetzestreu – und bringt dadurch Miranda in ernste Schwierigkeiten.

Was wäre, wenn...? – McEwan stellt die britische Geschichte auf den Kopf

Ian McEwan hat ein spannendes, amüsantes und kluges Buch über Künstliche Intelligenz geschrieben. Und quasi nebenbei wirbelt er die britische Geschichte kräftig durcheinander. Denn natürlich gab es in den 1980er Jahren noch keine hoch entwickelten Roboter und auch keine selbstfahrenden Autos.

Die Briten siegten im Falkland-Krieg. Und die nationale Begeisterung sicherte Margaret Thatcher die Wiederwahl. In McEwans Buch aber verlieren die Briten kläglich gegen die Argentinier, und ein linker Labour-Politiker zieht in die Downing Street ein.

Der Autor, der den Brexit für einen blöden Fehler hält, schärft so den Blick dafür, dass häufig Kleinigkeiten und Zufälle den Lauf der Geschichte entscheiden. Außerdem habe er einfach Lust auf solche Spielereien gehabt.

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Jens-Peter Marquardt