Buch-Tipp

„Ein Jahr voller Wunder“: Klassische Musik für jeden Tag

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AUTOR/IN
Dorothea Hußlein

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Clemency Burton-Hill liebt es, ihre Begeisterung für die klassische Musik weiterzugeben. Jetzt hat sie ein neues Buch auf den Markt gebracht: eine Art immerwährender Musikkalender.

 „Ich glaube, es gibt nur wenige Momente im Leben, in denen Musik nicht angebracht ist, und ich hoffe, dass Sie sich viele dieser Stücke zu eigen machen. Denn ganz egal wer Sie sind, woher Sie kommen und wie Sie dort gelandet sind, diese Stücke gehören Ihnen.“

 „Musik kennt keine Hürden. Musik ist Universalsprache. Musik ist für uns alle.“ Das ist das Credo von Cemency Burton-Hill. Angeregt durch Rückmeldungen auf ihre Breakfast-Sendung auf BBC Radio 3, sowie aus dem Familien- und Freundeskreis, hat die Moderatorin aus tausend Jahren klassischer Musik 366 Stücke von mehr als 240 Komponisten und Komponistinnen herausgesucht. Die Spanne reicht von sakralen Chorgesängen aus dem Mittelalter bis hin zur zeitgenössischen Musik. Alles wird unprätentiös empfohlen zum täglichen Gebrauch:

Fühlen Sie sich nicht verpflichtet, für ein übertrieben weihevolles Ambiente zu sorgen, nur weil es sich hier um „klassische Musik“ handelt: Sie brauchen kein gedimmtes Licht, keine andächtige Stille oder einen schicken Fummel. Schaffen Sie sich ihr eigenes aktives Ritual, wenn Sie meinen, dass es Ihr tägliches Hörerlebnis bereichert.“

Clemency Burton-Hill sieht ihr Buch „Ein Jahr voller Wunder“ als einen musikalischen Leitfaden für das ganze Jahr. Für jeden einzelnen Tag im Jahr hat sie ein klassisches Musik-Stück ausgesucht. Zum Auftakt wählt sie einen „liturgisch- erhebenden Bach“, das Sanctus aus seiner h-Moll-Messe und sie endet am 31. Dezember mit Strauss „Champagner-Polka“ als Schlussakkord. Mit ihrer sehr persönlichen Stückauswahl erhebt sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

12. September: Zum Hochzeitstag von Robert und Clara Schumann (sie heirateten an diesem Tag im Jahr 1840) hören Sie etwas von Schumann im absoluten Liebeslied-Modus.“

Robert Schumanns „Adagio und Allegro für Cello und Klavier, op. 70 klingt also verliebt. Im weiteren Text erzählt Clemency Burton-Hill dann, warum er so eine Passion für das Cello hatte. Ihre jeweiligen Begleittexte zu ihrer breiten Werkauswahl sind nie länger als eine Seite. Manche sogar nur ein paar Zeilen. Am 28. Juli schlägt sie beispielsweise die Chaconne, den 5. Satz aus Bachs Partita Nr. 2 in d-Moll vor, wobei sie sich hier den weiteren Kommentar erspart.

Und heute, an Bachs Todestag, sollten wir uns das Original anhören. Mehr muß man dazu nicht sagen.“

Doch Clemency Burton-Hill präsentiert innerhalb ihrer vielfältigen Musikauswahl nicht nur die großen Namen, sondern auch weniger bekannte oder gar vergessene Komponisten wie Reynaldo Hahn und Jean Mouton, oder Werke fern des Mainstreams beispielsweise von Alfred Schnittke. Und sie stellt Werke zahlreicher Komponistinnen vor, von Hildegard von Bingen über Maria Malibran, Isabella Leonarda bis hin zu Wendy Carlos, die das Thema aus A Clockwork Orange geschrieben hat.

Anekdotenreich und unterhaltsam

Burton-Hill schreibt kurzweilig, anekdotenreich und in einem wunderbar klaren, unterhaltsamen, launigen, nie belehrenden Stil. Anregend lädt sie auf diese Weise zu musikalischen Abenteuern ein. Sie will Kenner an vielleicht Vergessenes oder Entlegenes erinnern und Einsteigern die Schwellenangst vor elitärer Klassik nehmen. Die im Buch empfohlene Playlist ist zwar an das Angebot eines bestimmten Streaming Dienstes gekoppelt, doch kann man sich die meisten Stücke auch anderweitig besorgen.

Hochwertige Buchgestaltung

Die liebevolle Gestaltung und hohe Qualität des Buches mit Leinen-Einband, Dünndruckpapier, Lesebändchen und schönem Schutzumschlag erhöht das Lesevergnügen. Man nimmt das Buch gerne in die Hand und kann nachvollziehen, dass Clemeny Burton-Hill beim Leser ein Gespür für Verbindungen entwickeln will, die quer durch Raum und Zeit geknüpft werden können.


 „Vielleicht brauchen wir aber gerade in Zeiten wie diesen mehr denn je einen Raum zum Innehalten, Nachdenken und Reflektieren, um mit uns selbst eins zu werden und einfach nur zu sein“

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Dorothea Hußlein