In Rezensionen, Gesprächen, Diskussionen und Features bieten SWR Kultur und das SWR Fernsehen Besprechungen und Berichte zu aktuellen Neuerscheinungen, wichtigen Autoren und Themen des Buchmarktes.
Lesetipp Arthur Schnitzler – Reigen
Es war einer der größten Theaterskandale des 20. Jahrhunderts, denn das Thema lautet: Sex. Mit heutigem Blick kann man darin viel über unsere Gegenwart erkennen, findet SWR Kultur Praktikantin Charlotte Prestel.
Buchkritik Maria Jose Ferrada – Der Plakatwächter
Ramón soll ein Cola-Plakat bewachen, Tag und Nacht. Weil der Job so sinnlos scheint, wie er schlecht bezahlt wird, zieht er gleich ganz auf das Gerüst. Zusammen mit seinem elfjährigen Neffen beobachtet er von oben die Hektik der Welt unten. Die kluge Geschichte eines ungewöhnlichen Helden.
Aus dem Spanischen von Peter Kultzen
Berenberg Verlag, 128 Seiten, 24 Euro
ISBN 978-3-949203-79-4
Lesetipp Benoîte Groult – Salz auf unserer Haut
Damals ein Skandal, heute ein Klassiker – es geht um sexuelle Selbstbestimmung, weibliche Emanzipation – ein moderner, feministischer Roman, aber auch die großartige Liebesgeschichte eines ungleichen Paares, sagt Literaturkritikerin Theresa Hübner.
Literatur "Ich bring Dich um die Ecke, Kleines"
Lange hat er sie abends noch um die Ecke gebracht, lange ging alles gut. Aber dann, dann kam Rosi… Die Geschichte eines traurigen Gauners.
Gelesen von Isabelle Demey. Von Franziska Gerstenberg.
Hörbuch Virtuos: Stefan Kaminski liest „Tahara“ von Emanuel Bergmann
Der Filmkritiker Marcel Klein trifft beim Festival in Cannes auf die schöne Héloïse. Diese Begegnung nimmt ihm jegliche Konzentration, sodass er schon bald einen Skandal an der Backe hat, und auch Héloïse alles andere als sorgenfrei ist. Sie versuchen, sich gegenseitig zu helfen. Ein aussichtsloses Unterfangen. Emanuel Bergmann hat eine Geschichte geschrieben, die genauso leidenschaftlich ist wie die Liebe zum Kino. Stefan Kaminski glänzt auch als deutschsprechende Französin ebenso wie bei allen anderen Gelegenheiten, die ihm Text und Dialoge bieten: Wandelbar und souverän.
Gedichte und ihre Geschichte „In den Sanden bei Mauer - Letzte Gedichte“ von Michael Buselmeier
Die „letzten Gedichte“ des Heidelberger Autors sind in den vergangenen fünf Jahren entstanden, zwischen seinem 80. und seinem 85. Geburtstag. Darin finden sich viele Gedichte über befreundete Lyriker, die in diesem Zeitraum gestorben sind. Michael Buselmeier hat ihnen kleine lyrische Denkmäler gesetzt - wie etwa dem Lyriker und Lektor Michael Braun aus Hauenstein in der Pfalz, einem seiner engsten Freunde.
Literatur „Zebras im Schnee“ von Florian Wacker
Der New Yorker Kunsthistoriker Richard Kugelmann hat den Auftrag, eine Ausstellung zum Jubiläum der Architekturbewegung „Neues Frankfurt“ zu kuratieren. Bei den Recherchen stößt er auf Fotografien einer gewissen Ella, die eine unvermutete Verbindung zu seiner eigenen Mutter herstellen. Lebhaft erzählt Florian Wacker von den Erfolgen und Niederlagen einer jungen Künstlerin in den 20er Jahren und wirft zugleich ein Licht auf immer noch drängende Fragen der Gegenwart.
Diskussion lesenswert Quartett zum Anhören
Das „lesenswert Quartett“ zum Anhören: In der Aufzeichnung vom 27. Februar 2024 diskutieren Denis Scheck, Insa Wilke, Ijoma Mangold mit Melanie Möller über vier Neuerscheinungen.
Buchkritik Lea Ypi – Die Architektonik der Vernunft
Zu Immanuel Kants 300. Geburtstag beschäftigt sich die britisch-albanische Philosophin Lea Ypi mit einem lange vernachlässigten Abschnitt in der „Kritik der reinen Vernunft“.
Aus dem Englischen von Antonia Grunert
Suhrkamp Verlag, 245 Seiten, 22 Euro
ISBN 978-3518300381
Buchkritik Stig Dagerman – Gebranntes Kind
Nach dem Tod seiner Mutter stürzt der 20-jährige Bengt in eine tiefe Krise. Verschärft wird sie dadurch, dass der Vater bereits seit längerem ein Verhältnis mit einer anderen Frau hat. Ausgerechnet in sie verliebt sich Bengt. „Gebranntes Kind" ist ein psychologisch hochspannender Roman über die männliche Begierde und das Erwachsenwerden.
Aus dem Schwedischen von Paul Berf
Guggolz Verlag, 299 Seiten, 25 Euro
ISBN 9783945370452
Buchkritik Gert Ueding – Bloch, Jens und Mayer. Die Tischgesellschaft der Julie Gastl
Gert Uedings „Bloch, Jens und Mayer“ ist eine Hommage an eine versunkene Epoche. Drei Geistesgrößen treffen sich regelmäßig zu Austausch und Gespräch. Initiatorin der Tübinger Tischgesellschaft war die Buchhändlerin Julie Gastl. Sie hat es geschafft, die unterschiedlichen Temperamente von Ernst Bloch, Hans Mayer und Walter Jens in ihrem „Bücherhaus“ zusammenzubringen.
Kröner Edition Klöpfer, 250 Seiten, 25 Euro
ISBN 978-3-520-75303-8
Buchkritik Salman Rushdies Buch „Knife“ über den Messerangriff: Plädoyer für die Freiheit
Auf den Hass hat er mit Liebe geantwortet und ihn durch sie überwunden. In seinem neuen Essay „Knife“ verarbeitet der Autor Salman Rushdie die beinahe tödlichen Verletzungen, die ihm ein islamistischer Attentäter 2022 zufügte. Das Buch bringt alles mit für einen Bestseller, meint Thomas Kretschmer.
Das Leben dank seiner Familie festgehalten
Aus seinem neuen Buch erfahren wir, wie Salman Rushdie selbst den Angriff erlebt hat: Die Ohnmacht, die Ängste, die Schmerzen macht der Autor mit all seinem Können erfahrbar: wie entsetzlich es sich anfühlt, beatmet zu werden, nicht mehr schreiben zu können, ein Auge zu verlieren. Und gleichzeitig macht er klar, dass er ohne seine Frau und seine Familie das Leben nicht hätte festhalten können.
Die Sprache ist sein Messer
Vor dem 12. August 2022, schreibt Rushdie, habe er das Leben gewöhnlicher New Yorker geführt. „Dann kam das Messer und zerschnitt dieses Leben.“ Er habe sich aber zu wehren gewusst: Für ihn sei die Sprache sein Messer gewesen. „Sie könnte auch das Werkzeug sein, mit dem ich meine Welt wieder errichten und wieder einfordern konnte, sie könnte den Rahmen formen, mit dem ich mein Bild von der Welt wieder an die Wand zu hängen vermochte.“
Drastisch detailreich, aber auch erstaunlich humorvoll
Salman Rushdie weiß noch immer wie nur wenige mit Sprache umzugehen. Und so bräuchte dieser Text zwei Trigger-Warnungen: einerseits vor den drastischen Details der Notfall-Medizin – andererseits vor dem Humor des Autors, den er sich schon wenige Wochen nach dem Attentat wieder gefunden hat. Rushdie hat den Hass seines Attentäters überwunden – und dem Publikum ein packendes Plädoyer für die Freiheit geschenkt.
Buchkritik Fabio Stassi – Die Seele aller Zufälle
Der Gelegenheitsdetektiv und Bibliotherapeut Vince Corso macht sich in Rom auf die Suche nach einem geheimnisvollen Buch – und entdeckt den Weg zu einem Safe, in dem Millionen versteckt sein könnten. Fabio Stassis „Die Seele aller Zufälle“ ist ein unwiderstehlich melancholischer Kriminalroman voller Liebe zur Literatur.
Aus dem Italienischen von Annette Kopetzki
Edition Converso, 283 Seiten. 24 Euro
ISBN 978-3-949558-31-3