Marcel Prousts Vater war einer der wichtigsten französischen Epidemiologen seiner Zeit
Müller ist überzeugt, dass man das Werk von Marcel Proust durch die Beschäftigung mit dessen Vater, Adrien Proust, noch einmal neu entdecken kann. Über Adrien, einen der wichtigsten französischen Epidemiologen des 19. Jahrhunderts, hat Müller zuletzt ein Buch veröffentlicht.
In Prousts Romanen steckt mehr gesellschaftliche Analyse als gemeinhin angenommen
Den Sohn, Marcel, habe er selbst lange mit der Belle Epoque assoziiert, sagt Müller. Hohe Kunst, Dandys und Salongespräche. Über die Beschäftigung mit dem Vater komme man aber der Realität der Dritten Republik in den Romanen Prousts näher.
Denn in diesen stecke mehr gesellschaftliche Analyse als gemeinhin angenommen: Die an der Dreyfus-Affäre sichtbar gewordene Spaltung der Gesellschaft oder die Bombardierung von Paris im Ersten Weltkrieg etwa.
„Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ - eine sehr gute Nebenbei-Lektüre
Und allen, die noch vor der Lektüre zurückscheuen, empfiehlt Müller: „‘Auf der Suche nach der verlorenen Zeit‘ eignet sich als Pflichtlektüre überhaupt nicht, aber sehr gut als Nebenbei-Lektüre, gerade weil das Buch so dick ist. In der Regel kann sich niemand so viel Zeit freischaufeln, dass er das am Stück liest. Es ist ein wunderbar begleitender, manchmal lebens-begleitender Roman“, so Lothar Müller.