Die Documenta gilt neben der Biennale in Venedig als wichtigste Präsentation für Gegenwartskunst. Seit 1955 findet sie alle fünf Jahre in Kassel statt - in diesem Jahr vom 18. Juni bis zum 25. September. Es ist die 15. Documenta.
documenta fifteen
54 Künstlerinnen und Künstler sowie Künstler*innengruppen aus der ganzen Welt sind zur „Documenta Fifteen“ eingeladen. Die künstlerische Leitung hat erstmals ein Kollektiv übernommen: „Ruangrupa“ besteht aus zehn Künstler*nnen aus Indonesien.
Konzept und Künstler*innen
Auch unter den eingeladenen Künstlern sind dieses Jahr viele Künstler*innen, die häufig mit anderen Künstler*innen in Kollektiven zusammenarbeiten. Viele von ihnen kommen aus dem globalen Süden, aus Ländern und Kulturen, die sonst nur selten auf Ausstellungen in Europa und den USA zu sehen sind.
Unter dem Motto „Lumbung“ – in Indonesien ist das eine Reisscheune, in der Getreide gelagert wird, an dem sich bedürftige Menschen bedienen können – sollen weniger die einzelnen Werke im Vordergrund stehen als vielmehr das Miteinander. Die Besucher*innen können sich an der Kunst beteiligen. Während der Documenta soll weiter an den Werken gearbeitet werden.
Kritik an der Konzeption der documenta fifteen
An dieser Konzeption gab es früh auch Kritik. Der Ruangrupa wurde vorgeworfen, Sozialromantik zu betreiben, das Konzept sei willkürlich, unreflektiert, ohne eindeutige Haltung. Das Lumbung-Konzept sei Agrarwissenschaft, aber kein Konzept für eine Weltkunstausstellung, so die Kritik.
Antisemitismus-Vorwürfe
Für noch mehr Aufsehen und Diskussionen führten die Antisemitismus-Vorwürfe gegen die Ruangrupa wegen einzelner eingeladener Künstler*innen. Anstoß erregte vor allem eine palästinensische Künstlerin, die einen Aufruf der BDS-Bewegung unterzeichnet haben soll. BDS steht für "Boycott, Divestment and Sanctions", einer transnationalen Kampagne, die zu Boykottaktionen gegen Israel aufruft. Der Deutsche Bundestag hatte 2019 Boykott-Aufrufe des BDS verurteilt und beschlossen, dass Organisationen, die den BDS unterstützen, keine finanzielle Förderung vom Staat bekommen sollen.
Ruangrupa reagierte auf die Vorwürfe mit der Ankündigung einer Diskussionsreihe mit Experten, bei der über Kunstfreiheit „angesichts von steigendem Rassismus und Antisemitismus und zunehmender Islamophobie“ gesprochen werden sollte. Diese Reihe wurde Anfang Mai abgesagt, nachdem der Zentralrat der Juden die Besetzung dieser Diskussionsrunde kritisiert hatte.
Weitere Informationen zur Documenta Fifteen: