Immer neue Wörter schießen, brodeln und ploppen hervor aus der Alltagssprache. Annette Klosa-Kückelhaus vom Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, Sandra Richter vom Literaturarchiv Marbach, Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen und weiteren Expert*innen erklären, was die Neuschöpfungen bedeuten.
Wort der Woche Monotasking - erklärt von Bernhard Pörksen
Mal eben schnell die Mails checken und nebenher mit dem Telefon am Ohr noch einen Blick in die Zeitung oder ins Internet werfen. Dafür steht der Begriff Multitasking, der in unserer Gesellschaft meist positiv konnotiert ist, weil er mit Effizienz in Verbindung gebracht wird. Doch ist es wirklich effizienter, alles auf einmal zu machen und sich nicht auf eine Sache zu konzentrieren? Auch der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen von der Universität Tübingen hat da so seine Zweifel und schwört auf Monotasking.
Wort der Woche ASMR - erklärt von Annette Klosa-Kückelhaus
Hinter ASMR verbirgt sich eine englische Abkürzung: Autonomous Sensory Meridian Response. Damit ist eine unwillkürlich ablaufende körperliche Reaktion auf bestimmte Geräusche gemeint, im positiven Sinne: Ein leichtes Kribbeln am Kopf, wohlige Schauer, Gänsehaut. Vermittelt durch einen großen und anhaltenden Trend von produzierten ASMR-Videos auf der Plattform Youtube, die Millionen von Nutzerinnen und Nutzern erreichen.
Wort der Woche „Redaktionelle Gesellschaft“ erklärt von Bernhard Pörksen, Medienwissenschaftler an der Uni Tübingen
Falschmeldungen, Verschwörungstheorien, aber auch verstörende Bilder werden heute in rasantem Tempo über das Internet in die ganze Welt verbreitet. Um zum Beispiel Fake News überhaupt erkennen zu können, fordert der Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen eine Ethik für den Einzelnen im Umgang mit den digitalen Medien. Hilfreich dabei sind für ihn die Praktiken eines guten Journalismus, der seine Quellen prüft, verschiedene Perspektiven darstellt und auch andere Meinungen zulässt. In diesem Sinne übernimmt eine „redaktionelle Gesellschaft“ publizistische Verantwortung, wenn sie im Netz agiert. Die Grundlagen für einen ethisch bewussten Umgang mit den modernen Medien sollte durch ein eigenes Schulfach vermittelt werden, meint der Medienwissenschaftler.
Wort der Woche von A bis Z
Wort der Woche Dampfen - erklärt von Annette Klosa-Kückelhaus
Sie sind ungefähr so groß wie ein Feuerzeug und erinnern an bunte Filzstifte: E-Zigaretten, die auch Vapes genannt werden. Anstatt Tabak verdampfen sie nikotinhaltige, aromatisierte Flüssigkeiten, sogenannte Liquids, die beispielsweise nach Früchten schmecken. Dennoch sind sie keineswegs ungefährlich und können ebenso wie Zigaretten nikotinsüchtig machen. Im Zusammenhang mit dem Konsum von E- Zigaretten wird auch von „dampfen“ oder „Dampfer“ gesprochen. Wie dieser Begriff sprachwissenschaftlich zu deuten ist, das hat sich Annette Klosa-Kückelhaus vom Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim angeschaut.
Wort der Woche Deepfake - erklärt von Bernhard Pörksen
Kurz nach nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine 2022: Unbekannte verbreiten im Netz ein Deepfake-Video, in dem der ukrainische Präsident Selenskyj vermeintlich zur Kapitulation aufruft. Deepfakes nennt man solche Manipulationen durch Künstliche Intelligenz. Durch Techniken der KI werden realistisch wirkende Medieninhalte verändert bzw. neu generiert. Eine durchaus gefährliche Entwicklung, wie Medienwissenschaftler Prof. Bernhard Pörksen von der Universität Tübingen weiß, er hat das Wort der Woche ausgesucht.
Wort der Woche Deutschlandtempo - erklärt von Annette Klosa-Kückelhaus
„Zeitenwende“, „Doppel-Wumms“ und „Deutschlandtempo“. Schlagworte, mit denen Olaf Scholz seine Politik auf den Punkt zu bringen pflegt. Als der Bundeskanzler zu Beginn des Jahres in Mecklenburg-Vorpommern ein schwimmendes Erdgasterminal einweihte, verwendete er den Begriff „Deutschlandtempo“, um auf das hohe Tempo hinzuweisen, mit dem der Ausbau erneuerbarer Energien umgesetzt werden soll. Was genau hinter dem Wort steckt und wie es in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, darüber hat sich Annette Klosa-Kückelhaus vom Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim Gedanken gemacht.
Wort der Woche Digitale Demenz - erklärt von Annette Klosa-Kückelhaus
Medizinisch betrachtet bezeichnet man mit Demenz eine anhaltende oder fortschreitende Beeinträchtigung der Gedächtnisleistung. Die Ursachen können sehr unterschiedlich sein. Mittlerweile wird der Begriff auch immer häufiger in Zusammenhang mit der zunehmenden Nutzung von digitalen Medien gebracht. Was das genau bedeutet, erläutert Annette Klosa-Kückelhaus vom Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim.
Wort der Woche Distance Caregiving - erklärt von Annette Klosa-Kückelhaus
Die durchschnittliche Lebenserwartung steigt - Männer werden rund 78 Jahre alt, Frauen rund 83 Jahre. Die Pflege im Alter wird also zu einem bestimmenden Thema unserer Gesellschaft. Im Zuge dieser Entwicklung beschreibt der Begriff „Distance Caregiving" die Versorgung Angehöriger aus der Distanz - beim „Long Distance Caregiving" beträgt die Entfernung deutlich mehr als eine Stunde Fahrtzeit. Gemeint ist damit, dass ältere Menschen in ihrem gewohnten Lebensumfeld, ihrem Zuhause bleiben können, auch wenn die Angehörigen weiter weg wohnen. Deutsche Entsprechungen zum Anglizismus „Distance Caregiving" sind Begriffe wie Distanzpflege oder Pflege aus der Entfernung.
Beim „Distance Caregiving" wird die Pflege aber nicht einem Pflegedienst allein übertragen, sondern Sinn des Konzeptes ist, dass die Kinder z.B. die Pflege der Eltern aus der Distanz managen - durch die Kommunikation mit Ärzt*innen, ambulanten Pfleger*innen und Bekannten oder Nachbarn vor Ort. Über die Organisation dieses komplizierten Netzwerkes hinaus, halten die „Distance Caregiver" aber auch engen Kontakt zu den Verwandten durch regelmäßige Telefonate, Videogespräche und Besuche. Auch wenn die emotionale Nähe dadurch nicht optimal gewährleistet ist, wird mit dieser Notlösung verhindert, dass viele ältere Menschen zwingend in einem Pflegeheim leben müssen.
SWR Kultur am Samstagnachmittag
Samstagnachmittag - Wochenende: Endlich Zeit für Dinge, für die sonst keine Zeit bleibt: Besuche bei Künstlern, Schriftstellern und Musikern, Literatur zum Lesen und Hören, DVDs und Blu-rays, Mode und Design, neue CDs vom Klassikmarkt. Dies alles begleitet von einer ungewöhnlichen Mischung von Musikgenres und -Stilen, von Klassik, Pop und Jazz.