Unverständlicher Politiksprech? Nicht ganz. Eine neue Studie der Universität Hohenheim zeigt, dass Politikerinnen und Politiker im Durchschnitt recht verständlich kommunizieren. Die Opposition sogar noch etwas mehr als die Regierungsparteien. Schlechter schneide dagegen die Presse ab, sagt Studienleiter Frank Brettschneider bei SWR2.
Die Opposition kommuniziert etwas verständlicher
Herrscht im hohen Haus ein hoher Ton? Dieser Frage haben sich Frank Brettschneider und seine Kolleginnen gestellt. Über 100 Bundestagsreden aus der Haushaltsdebatte im Herbst 2022 haben sie analysieren lassen. Ein Verständlichkeitstest mithilfe eines Computerprogramms. Das Ergebnis: Die Opposition kommuniziert etwas verständlicher als die Regierungsparteien. Am schlechtesten schneidet die FDP ab – „aber auch nicht wirklich schlecht“, so Brettschneider.
Untersucht habe man ausschließlich, wie kompliziert sich die Politikerinnen und Politiker ausgedrückt hätten, so der Studienleiter. Lange Sätze, Schachtelsätze, Fremdwörter, die nicht erklärt wurden – all das wirkte sich negativ auf die Bewertung aus.
Mit dem, was in den Reden gesagt worden sei, habe das nichts zu tun, betont Brettschneider mit Blick darauf, dass es ausgerechnet zwei AfD-Abgeordnete unter die ersten Drei geschafft haben: „Es gibt auch sehr verständliche Reden von nicht populistischen Politikerinnen und Politikern. Inhalt und Verständlichkeit haben nichts miteinander zu tun.“
Abgeordnete kommunizieren verständlicher als Journalisten
Ein überraschendes Ergebnis: Im Durchschnitt kommunizieren die Abgeordneten verständlicher als die Journalistinnen und Journalisten, die über den politischen Betrieb berichten. „Da bleibt ein bisschen was an Verständlichkeit auf der Strecke“, kommentiert Brettschneider, schränkt jedoch ein: Das gelte nicht für den Hörfunk.
„Die Hörfunknachrichten schneiden sogar noch besser ab als die Bundestagsreden.“ Vor allem in der Presse könne man aber noch einfacher formulieren, meint Brettschneider. Bedeutet: „Kürzere Sätze, vor allem die Regel: Ein Gedanke, ein Satz! Und Fachbegriffe erläutern.“
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