Bruttonationalglück, world happiness report, Glücksapps: Der Mensch scheint heute besessen von der Idee, das Glück messbar zu machen, es einzufangen. Und verkennt dabei doch eines: Dass sich das Glück nicht am Schopfe packen lässt. Unsere Autorin Barbara Knopf meint: Glück ist flüchtig, es irrlichtert, entzieht sich. Und doch ist es immer da. Wir müssen es nur sehen.
Flüchtiges Glück
Kann eine Nation ein gutes Verhältnis haben zu diesem ephemeren Zustand, der das Glück ist, wenn ein geflügeltes Wort lautet: Jeder ist seines Glückes Schmied? Würden Sie, wären Sie das Glück, vorbeischauen bei der Aussicht, auf einem Amboss unter den Hammer zu geraten?
Bescheidene Mittelposition für Deutschland beim world happiness report
Vielleicht nimmt Deutschland deswegen nur eine sehr bescheidene Mittelposition ein, beim world happiness report oder beim happy planet index. Die Parameter schwanken - wie will man Glück überhaupt bestimmen? Froh stimmt einen jedenfalls, dass die höchsten Glücksausschläge in Bezug auf Ökologie und Lebenserwartung in Costa Rica zu finden sind. Es leuchtet sofort ein, dass es dem Glück dort besser geht als in einer deutschen SUV-Garage. Oder hineingepresst in die Verfassung der USA: Aus dem uramerikanischen Streben nach Glück, dem Pursuit of Happiness, hat sich ein individualistischer Wahn entwickelt, in dem das Glück mit Erfolg gleichgesetzt wird.
Kein Glück ohne Verzweiflung
Aber das Glück ist von einer viel umfassenderen Mystik. Durchzieht Märchenerzählungen, Mythen und den Geist als archaische Hoffnung, tief in uns. Welches Glück wäre erfahrbar ohne gelegentliche Verzweiflung?
Der Glaube an Rettung ist mächtig. Er ist Schutz gegen die Zerbrechlichkeit und den Wahnsinn des Lebens. Weshalb man sich rüstete mit einem Talisman, der den Zauber barg, das Glück anzulocken.
Aber darf man das überhaupt, mit dem genauen Wissen um Kriege, Armut, Flucht, Ungerechtigkeit und Weltenbrand: sich ein wenig persönliches Glück wünschen? Ja. Das Ansinnen hält jedem Zweifel Stand.
Vielleicht weil Glück kausal sowieso nicht erklärbar und rational nicht erzwingbar ist. Es irrlichtert wie es will. Weshalb eine Zuschreibung wie das Glück des Tüchtigen nur für beflissene Calvinisten gilt. Alle anderen wissen, sie müssen sich vorbereiten wie die Griechen der Antike, damit sie den Kairos erwischen, den günstigen, den richtigen Augenblick. Also das Glück am Schlawittchen packen, wenn es mal hinterm Busch vorlurt.
Glück ist immer Transzendenz
Vielleicht ist es aber immer da. Wie alles andere auch. Wie die Liebe, die Krankheit, der Krieg, der Tod. Es kann nicht sein, dass wir dauernd das Glück suchen und es nie sehen. Es gibt ja nicht nur das große Glück, das in den Erdbebentrümmern gerettete Neugeborenen-Leben: Auch das Unspektakuläre kann einen durchwehen, als zögen die Putti eines Tintoretto-Gemäldes wie eine himmlische Rasselbande durchs Gemüt.
Eine Erkenntnis, eine Beobachtung, eine Begegnung – mit Mensch, Hummel oder einem energieströmenden Baumstamm: Glück ist immer Transzendenz, die plötzliche Erweiterung unseres Selbst, eine kleine Öffnung hin zu einer anderen Wirklichkeit. Es liegt an uns, wie empfangsbereit wir sind.
Die grüne Spur des Engels
Oder wie der tschechische Dichter Jan Skácel schreibt in einem Gedicht über die Spur, die ein erwachender Engel frühmorgens in einem Baum hinterlässt:
„Wer als erster die gasse betritt,
verwundet wird von diesem gesang,
vielleicht ahnt er etwas,
aber er sieht es nicht.
Es ist grün,
und das ist alles,
was vom engel übrigblieb.“
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Gesundheit Rumba, Raving, Rumzappeln – Warum Tanzen uns guttut
Tanzen macht glücklich. Mehr noch: Wer tanzt, trainiert das Herz und mit Choreografien und Tanzschritten auch das Hirn. Regelmäßiges Tanzen im Alter ist sogar besser als Gymnastik. Das Tanzen begleitet uns Menschen schon ewig. Aber es ist flüchtig, eine Momentaufnahme. Die Tanzforschung erst am Anfang. Von Vera Pache. (SWR 2023) | Manuskript und mehr zur Sendung: http://swr.li/tanzen-glück | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: wissen@swr2.de | Folgt uns auf Mastodon: @swr2wissen@social.tchncs.de