Führender Spiele- und Kinderbuchverlag
Die Erfolgsgeschichte begann vor genau 200 Jahren, als in Stuttgart die Brüder Frankh einen kleinen, mutigen Buchverlag gründeten, der schwäbische Literatur von Mörike bis Hauff und ausländische Belletristik zu erschwinglichen Preisen auf den Markt brachte. In kurzer Zeit entwickelte sich das Unternehmen zum führenden Spiele-, Experimentierkasten-, Ratgeber- und Kinderbuchverlag.
Nach dem Tod der Brüder Frankh kauften Ende des 19. Jahrhunderts Walther Keller und Euchar Nehmann den Verlag für 30 Tausend Goldmark. Auch die beiden hatten immer ein Gespür für den Zeitgeist.
Neuer Zeitgeist: Naturwissenschaften
„Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts machten die Menschen sich zunehmend Gedanken, was um sie herum passiert“, sagt der heutige Verlagschef Michael Fleissner. „So wie das Bildungsbürgertum 100 Jahre vorher die Romane entdeckt hat – es war ein richtiger Lesehunger –, so war die neue Generation stark an naturwissenschaftlichen Themen interessiert.“
Unter dem Motto „Naturwissenschaften verstehen“ erschienen unter dem Label „Kosmos“ erste populärwissenschaftliche Naturführer für Jung und Alt mit Titeln wie „Was fliegt denn da?“ oder „Was blüht denn da?“. Aber auch das „Sternbüchlein“, heute bekannt unter dem Namen „Kosmos-Himmelsjahr“. Es ist das meistverkaufte astronomische Jahrbuch im deutschsprachigen Raum.
Die Experimentierbaukästen fehlen unter keinem Weihnachtsbaum
1922 erschien der erste Kosmos-Experimentierkasten, mit dem Kinder physikalische und chemische Versuche durchführen konnten. Neben vielen anderen ist das kleine Holzkästchen, das 1937 auf der Weltausstellung in Paris ausgezeichnet wurde, auch in der Ausstellung zu sehen.

Mit den Experimentierkästen war vor 100 Jahren der Grundstein der Erfolgsgeschichte von „Kosmos“, gelegt, die bis heute anhält. Welches Kind hat sich nicht auf das Zischen, Stinken und Knallen nach der Bescherung gefreut.
„Die drei Fragezeichen“ als Zugpferd der 70er Jahre
Nicht nur bei der Wissensvermittlung hatte Kosmos die Nase vorn. Mit der Detektivgeschichte „Die drei Fragezeichen“, die Idee stammt aus den USA, traf der Verlag Ende der 1960er Jahre erneut den Nerv der Zeit.
Keine Frage, zur Erfolgsgeschichte des Verlags gehören auch das strategisch-kooperative Brettspiel „Catan“, ehemals „Siedler von Catan“, aus den 90er Jahren, von dem auch der Prototyp in der Ausstellung zu sehen ist, sowie die ebenfalls mehrfach ausgezeichnete Rätselreihe Exit.
Die interaktive Sonderausstellung im Stadtpalais Museum Stuttgart mit ihrem Blick in die Archivkiste des Kosmos-Verlags ist eine spannende Zeitreise durch die Kulturgeschichte des spielerischen Lernens, bei der es einen nicht zum Ausgang zieht.