Zeitgenossen

Vera Regitz-Zagrosek: „Frauen sind keine kleinen Männer“

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INTERVIEW
Doris Maull

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Gendermedizin hilft beiden Geschlechtern

Frauen werden anders krank als Männer. Und sie brauchen eine andere Therapie. Das hat Vera Regitz-Zagrosek als eine der ersten Medizinerinnen in Deutschland erkannt. Während ihrer Tätigkeit am Herzzentrum Berlin habe sie viele Patient*innen Kontakte gehabt, so Regitz-Zagrosek. „Da ist mir so langsam unter die Haut gekrochen, dass die Frauen weniger zufrieden waren mit der Behandlung als die Männer“. Das habe sie dazu gebracht, sich mit den Unterschieden zwischen Frauen und Männern systematischer zu beschäftigen.

Keine Feministin der frühen Stunde

Dabei habe sie sich in den Anfangsjahren ihrer Berufstätigkeit keineswegs als Feministin verstanden, betont Regitz-Zagrosek. Damals sei sie vielmehr sehr mit Grundlagenforschung beschäftigt gewesen. „Was mich dann zur Gendermedizin gebracht hat, war das Streben nach Qualitätsverbesserung in der Medizin.“ Und: „Ich fand es einfach so ungerecht, dass wir die Frauen nicht besser behandelt haben, erinnert sich die Kardiologin heute an ihre ersten Berufsjahre an den Herzzentren in München und Berlin.

Durchhaltewille in der Kindheit geprägt

Die Gründung des Instituts für Geschlechterforschung an der Charité Berlin in den Jahren 2003/2004 habe ihren vollen Einsatz gefordert, betont Regitz-Zagrosek. Und auch in den Folgejahren sei wenig Zeit für Hobbies oder Privatleben übrig geblieben. Dennoch bleibe sie ein optimistischer Mensch. „Ich habe so viele dicke Bretter bohren müssen, dass mich tatsächlich jeder kleine Erfolg freut“, so die Gendermedizinerin. Für ihren Einsatz rund um die Gendermedizin ist die Kardiologin mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. „Es bewegt sich was in Sachen geschlechterspezifische Therapien, aber es liegt noch ein weiter Weg vor uns“, beschreibt Vera Regitz-Zagrosek die Aufgaben für die Zukunft.

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