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True Fruits polarisiert mit AFD-Wahlkampfflasche - Edeka protestiert

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AUTOR/IN
Samira Straub

Im Zuge einer Marketingkampagne zur Bundestagswahl 2021 sind auf einigen True Fruits Smoothie-Flaschen jetzt Auszüge aus Wahlprogrammen der sechs im Bundestag vertretenen Parteien abgedruckt – inklusive der AfD. Die Kampagne sorgt im Netz für Debatten und für einen Social-Media-Eklat mit Edeka.

Die Wahlkampf-Flaschen des Smoothie-Herstellers True Fruits (Foto: Pressestelle, True Fruits)
Schon häufiger sorgte der Smoothie-Anbieter True Fruits mit seinen Werbekampagnen und Flaschendesigns für Kontroversen, so jetzt auch mit den Aktionsflaschen zum Bundestagswahlkampf.

Bonner Smoothie-Firma True Fruits spaltet mit ihrer Marketingkampagne das Netz

Wenige Wochen vor der Bundestagswahl hat die Firma True Fruits ihren Smoothie-Flaschen einen Aktions-Look verpasst. Sechs der Flaschen sind nach den im Bundestag vertretenen Parteien benannt und mit Auszügen aus deren Wahlprogrammen versehen.

Brisant: Jeweils zwei der aufgedruckten Forderungen der Parteien hat sich das Unternehmen selbst ausgedacht. Unter dem Namen „Die Qual der Wahl“ will der Saft-Hersteller die Frage aufwerfen, wie viel wirklich wahr ist. Auf der Website nennt das Unternehmen die Kampagne ein „true or false“-Spiel.

So wird beispielsweise der FDP unterstellt, sie wolle den Mindestlohn abschaffen oder den Grünen zugeschrieben, dass sie eine bundesweite Genderpflicht einführen wollen.

Gegenwind kommt vom Einzelhandelsunternehmen Edeka

Der größte Lebensmittel Einzelhändler Deutschlands, Edeka, hat auf seinen Social Media-Kanälen verkündet, dass bei ihnen „Rechts keinen Platz im Regal“ hätte und sie sämtliche AfD-Flaschen wieder an den Hersteller zurücksenden würden.

Danke für eure neue Lieferung, true fruits Smoothies. Die AfD-Flaschen haben wir aber nicht bestellt, die gehen wieder zurück!Posted by EDEKA on Thursday, August 19, 2021

Im Netz stößt dieses Statement auf geteilte Reaktionen: Zahlreiche Nutzer*innen loben Edeka für die klare Haltung gegen eine „demokratiefeindliche Partei“. Andere Stimmen beklagen, dass demokratisch gewählte Parteien nicht ausgeschlossen werden dürften. True Fruits verteidigt sich auf Instagram gegen die Kritik und macht klar, dass sie nur versucht hätten, „wichtige politische Aufklärung“ zu betreiben.

Danke, #Edeka! Das ist eine absolut gute Reaktion - denn die Demokratie gehört geschätzt / privilegiert und nicht durch etwas Gewisses riskiert. Schade, dass ihr in meiner Umgebung nicht so wirklich vertreten seid. https://t.co/KvrDfXgumK

.@truefruits verkauft Säfte, aber #Edeka ist hier der Saftladen. Konsumenten sind bekanntlich alles unmündige Wesen, die man bevormunden muss. Hauptsache die Linke kann man genießen, auch wenn es in ihrem System gar keine Säfte mehr gibt, weil die Früchte fehlen. https://t.co/tnkSAZ0r75

Sexismus und Rassismus: True Fruits fällt nicht zum ersten Mal durch umstrittene Kampagnen auf

Werbekampagne der Firma True Fruits (Foto: IMAGO, imago images / STPP)
Der Sexismus-Vorwurf gegen True Fruits wurde laut, als sich eine Kampagne mehreren sexuellen Anspielungen bediente: Slogans wie „Bei Samenstau schütteln“ oder „Oralverzehr: Schneller kommst du nicht zum Samengenuss“ warfen die Frage auf, was Marketing darf.

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Debatten um Marketingkampagnen des Smoothie-Herstellers. Nachdem True Fruits seine Produktpalette um Getränke mit diversen Samen erweiterte, schaltete man deutschlandweit eine Kampagne mit sexuellen Anspielungen, der von Kritiker*innen Sexismus vorgeworfen wurde.

Ferner wurde in Österreich ein Smoothie in einer schwarzen Flasche beworben, bei dem sich, laut Hersteller, die Slogans auf die Flüchtlingspolitik des Landes und die konservativen Ansichten des Kanzlers Kurz bezogen. Kritik hagelte es von allen Seiten: Die Kampagne sei rassistisch.

Die Kampagne von #TrueFruits ist jetzt schon ein Erfolg, denn es wird darüber diskutiert, ob #Edeka jetzt was richtig oder was falsch gemacht hat, und nicht ob in der TrueFruits-Führungsetage vielleicht doch einfach nur rassistische und rechte Menschen sitzen. https://t.co/83jK8UIPZq

Werbekampagne der Firma True Fruits (Foto: Pressestelle, true fruits)
Teil der kontroversen Kampagne #jetztösterreichts aus dem Jahr 2017 waren auch Slogans wie „Noch mehr Flaschen aus dem Ausland“ oder „Unser Quotenschwarzer“.

Wie weit darf Werbung gehen?

Ist es in Ordnung, für Publicity Grenzen zu überschreiten? Ist im Zuge reichweitenstarker Werbung alles erlaubt? Diese Fragen stellen sich immer wieder am Beispiel des Bonner Smoothie-Herstellers. Provokation gehört bei True Fruits dazu, so die drei Firmengründer, die die Social Media-Kanäle ihrer Firma sorgfältig pflegen.

Auch wenn in der Vergangenheit zahlreiche Personen wegen der anstößigen Werbung zum Boykott der Smoothies aufriefen und auch die aktuelle Kampagne wieder kontrovers diskutiert wird –„Die Qual der Wahl“ wird wahrscheinlich nicht der letzte Coup aus dem Hause True Fruits gewesen sein.

Netzkultur Edeka-Werbung im Soundcheck: Was steckt hinter Marc Rebillets Gemüse-Sound?

Wie klingt ein Lauch oder eine Zitrone? Wie „funky“ ist Gemüse tatsächlich? Der YouTuber und Soundkünstler Marc Rebillet verwandelt in einer neuen Edeka-Werbung einen kompletten Lebensmittelmarkt in einen Synthesizer. SWR2 macht den Soundcheck.

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Samira Straub