Videospiel

Wie das Kult-Game Tetris seinen Weg durch den Eisernen Vorhang fand: Ein Wirtschaftskrimi als Spielfilm

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Lydia Huckebrink

Der Game Boy-Klassiker Tetris ist das erfolgreichste Videospiel der Geschichte. Doch Tetris ist keine Erfindung von Nintendo, sondern die eines sowjetischen Informatikers. Wie das russische Computerspiel mitten im Kalten Krieg seinen Weg in den Westen fand, gleicht einem Wirtschaftskrimi, dem AppleTV+ nun einen Spielfilm widmet.

Ein Computernerd entwickelt ein Spiel seiner Kindheit

1984 arbeitet Alexeij Pajitnov in einem staatlichen Rechenzentrum der UdSSR, wo er Computerprogramme für die Regierung entwickelt. Eher aus Zeitvertreib tüftelt der Programmierer für seine Electronika-60 an einem zweidimensionales Puzzle, das ihn an ein Klötzchenspiel aus seiner Kindheit erinnerte: Tetromino. Daraus leitet er den Namen Tetris ab.

Die Arbeitskollegen in der Akademie sind begeistert von dem Videospiel. Pajitnov entwickelt eine Farbversion. Bald tauchen nicht autorisierte Kopien des Spiels im ganzen Ostblock auf. Unter Computernerds ist das Game der Hit.

Tetris überwindet den Eisernen Vorhang

Als erste Kopien von Tetris den Westen erreichen, trat Pajitnov die Rechte an dem Spiel an die Sowjetunion ab, damit sie offizielle Versionen lizensieren konnte. Unter Softwarefirmen entfachte sich daraufhin ein Machtkampf. Alle wollten die Lizenz an dem Sowjet-Game ergattern.

Hier setzt der Film Tetris an, der am 31.3. auf AppleTV+ startet. Er erzählt aus der Perspektive des Computerspiel-Entwicklers Henk Rogers, der 1988 auf Tetris aufmerksam wird und die Rechte für Nintendo sichern soll. Dabei gerät er in ein gefährliches Netz aus Lügen und Korruption vor dem Hintergrund des Kalten Krieges.

Für Nintendo war Tetris ein Glücksfall

Tatsächlich gleicht die Geschichte von Tetris einem Wirtschaftsthriller. Zwischen den Software-Giganten Atari und Nintendo und dem britischen Maxwell-Medienimperium entfachte sich ein Kampf um die Rechte an dem Videospiel, in den sich sogar Michael Gorbatschow und der sowjetische Geheimdienst KGB einmischten.

Kind spielt Tetris auf dem Game Boy (Foto: IMAGO, Thomas Eisenhuth)
Der Game Boy machte Tetris weltberühmt – oder umgekehrt?

Nintendo ging aus diesem Kampf als Sieger hervor. Die Firma erhielt die Lizenz, das Spiel auf ihren Konsolen vertreiben zu dürfen. Nintendo wollte Tetris unbedingt für ihr neuestes Produkt gewinnen, in das die Firma große Hoffnungen steckte: den Game Boy.

Tetris gehörte ab 1989 zum Starterpaket des Game Boy, was dem Spiel – und dem Gerät – zu Weltruhm verhalf. Der Game Boy hat sich über 70 Millionen Mal verkauft.

Ist Tetris das perfekte Computerspiel?

Tetris wurde nahezu für jedes Videospielsystem, für jeden Computer und für Geräte wie Handy und Tablet angepasst. Die unterschiedlichen Versionen von Tetris haben sich insgesamt über 495 Millionen Mal verkauft. Das macht Tetris zum erfolgreichsten Videospiel der Geschichte.

Das Spiel hat eine universelle Anziehungskraft, denn es ist intuitiv und uneingeschränkt verständlich. Es gibt keine Story und keinerlei kulturelle Referenzen in dem Game. Es spricht Menschen über Altergruppen und geografische Grenzen hinweg an.

Musikthema Ohrwurm für den Game Boy – Woher kommt die Tetris Melodie?

Die Tetris-Melodie ist ein absoluter Klassiker. Internationale Bekanntheit erlangte sie in den 80er- und 90er Jahren durch das Spiel für den Game Boy und andere Systeme, doch die Musik ist schon deutlich älter, erzählt der Musikjournalist Faris Babikir.

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