Zeitgenossen

Monika Schindler: „Film ist mein Leben“

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AUTOR/IN
Gregor Papsch

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„Film ist mein Leben, und wenn ich arbeite, empfinde ich Glück“, sagt Monika Schindler, wenn sie von ihrer Arbeit als Filmeditorin erzählt. Auf der Berlinale ist sie seit Jahren Stammgast- als Macherin, nicht als Zuschauerin

Weit mehr als 100 Filme

Weit mehr als hundert Spielfilme und Dokumentationen hat die 82-jährige gebürtige Berlinerin montiert.   1965 begann sie bei der DEFA, wo sie mit Regisseuren wie Roland Gräf, Herrmann Zschoche oder Günter Reisch zusammenarbeitete. Seit der Wende und bis heute ist sie  eine der gefragtesten Schnittmeisterinnen im deutschen Filmbetrieb.

Ihre Bildsprache erklären ist für sie unmöglich: „Ich arbeite ohne Konzept, ich fühle das Konzept, nicht im Kopf, sondern im Herzen, im Bauch, irgendwo.“

Eine Karriere wie ein Wunder

Die Karriere von Monika Schindler mutet  märchenhaft an. 1945 auf der Flucht aus dem Sudetenland zurück nach Berlin fiel die Siebenjährige auf die Gleise, ein Güterzug überrollte ihre Hände, sie verlor zwei Finger an jeder Hand.

Ihr erster selbst montierter Film wurde 1965 von der DDR-Zensur verboten. „Wir haben uns schrecklich darüber aufgeregt, aber wir wussten auch, dass man dagegen nichts machen kann. Und wir waren immerhin glücklich, dass wir bei der DEFA waren, die unterstand dem Kulturministerium und nicht direkt dem Zentralkomitee wie Fernsehen und Rundfunk“. Der Mauerfall kam auch für Monika Schindler überraschend. „Ich hab erstmal einen Weinkrampf gekriegt, aus Glück, aus Frustbewältigung, weiß ich nicht. Und dann nach Weihnachten kam ein Brief, da stand drin: sie sind jetzt entlassen.“ 

Deutscher Filmpreis für das Lebenswerk

2017 hat Monika Schindler als erste Filmeditorin überhaupt den Deutschen Filmpreis für ihr Lebenswerk erhalten. Einen Preis, den sie zuerst abgelehnt hat. „Ich hab daran gedacht, ich muss auf die Bühne, ich muss eine Rede halten, es wird alles so furchtbar, aber die haben mich bearbeitet und bearbeitet, und dann hab ich gesagt: in Gottes Namen, ich mach‘s!“

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Gregor Papsch