Es diskutieren: Prof. Dr. Tilman Allert - Soziologe, J.W.Goethe Universität, Frankfurt am Main, Birgit Kelle - freie Publizistin, Willich, Matthias Politycki - Schriftsteller, Hamburg/München
Der Mensch erhebt sich gern über seine Mitmenschen, nicht nur in Deutschland. Andere zu maßregeln, ist für manche ein wahres Lebenselexier. Wenn aber solche Regungen im Mantel der Staatsmacht auftreten, wird es gefährlich. Vor allem wenn man sich dabei auf Weltrettung und Klimaschutz beruft. Dann beginne ein Totalitarismus des Gutseins, wie ihn der Schriftsteller Matthias Politycki in einem gerade erschienenen Buch erörtert. Haltung zu bekunden sei einfach, sie zu entwickeln und auch aktiv zu zeigen, dagegen viel schwerer.
SWR2 Zeitgenossen Matthias Politycki, Schriftsteller und Marathonläufer
Er gilt als der Weltreisende der deutschen Literatur, er hat Reiseromane und Romane auf Reisen geschrieben, so etwa während eines halben Jahres als writer-in-non-residence auf einem Kreuzfahrtschiff. Der 1955 geborene Schriftsteller Matthias Politycki ist unter den deutschen Gegenwartsautoren einer der umtriebigsten und auch streitlustigsten. Sein "Weiberroman" gilt heute als Kultbuch der von ihm ausgemachten 78er-Generation und als ein zentraler Text der literarischen Postmoderne in Deutschland. In zahlreichen Essays hat Politycki seither gegen die deutsche Nachkriegsliteratur polemisiert und eine "neue deutsche Lesbarkeit" gefordert. "Literatur muss sein wie Rockmusik" ist Politycki überzeugt.