Gespräch

Warum Pressefotos vom Krieg traumatisieren können

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Astrid Tauch

Bilder vom Krieg können eine Art posttraumatische Belastungsstörung auslösen“, sagt Marion Müller in SWR2. Sie hat in einer Studie an der Uni Trier nachgewiesen, dass besonders verstörende Bilder aus dem Ukrainekrieg auf Dauer im Gedächtnis bleiben. Qualitätsmedien sollten ihre Bilder daher mit Bedacht wählen, sagt die Medienwissenschaftlerin.

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Ein Beispiel für ein besonders belastendes Bild sei etwa jenes der manikürten Hand einer Toten beim Massaker von Budscha. „Das Bild dringt in Sie ein und verfolgt Sie. Ähnlich einer posttraumatischen Belastungsstörung“, sagt Müller.

Deshalb sollten gerade Qualitätsmedien belastende Situationen in einem Krieg lieber beschreiben als sie zu zeigen. Wichtig sei aber eine bestimmte Form der Empathie, nämlich die der Zeugenschaft.

Die sei gegeben, wenn das Bild aus dem Krieg eine aktive Rolle auslöse: Der Betrachter wird zu einem persönlichen Engagement zugunsten der Opfer motiviert.

Fotografie und Zeitgeschichte

Fotografie Sex, Gewalt, Krieg und Foto-Tabus – kommen neue Bilderverbote?

In den Bildwissenschaften ebenso wie in künstlerischen Hochschulen reagieren jüngere Betrachter zunehmend empfindlich auf Fotografien, die sie nicht sehen möchten. „Es hat mit dem Overkill an digitalen Bildern zu tun“, meint Thomas Schadt von der Filmakademie Ludwigsburg, „aber wir können im Dialog bleiben, indem wir unsere eigenen, persönlichen Geschichten miteinander teilen.“

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Gespräch #LastSeen: Suche nach privaten Bildern von NS-Deportationen

Viele Bilder von NS-Deportationen seien aus der Täterperspektive geschossen worden: Von Polizisten und Gestapo-Fotografen. Ein „Leistungsnachweis“ seien diese Bilder gewesen, sagt Dr. Alina Bothe, Leiterin der Initiative #LastSeen. Dieses Projekt der Arolsen Archives sucht bundesweit nach privaten Foto- und Filmaufnahmen von NS-Deportationen, um den Menschen vor und hinter der Kamera näherzukommen. Viele Bilder aus dieser Zeit haben bisher unbemerkte Protagonisten: Passanten oder Kinder am Straßenrand. „Sie sind für uns auch von großem Interesse“, sagt Bothe, denn „sie könnten noch am Leben sein“ und diese Frage beantworten: „Wie erinnern sie sich heute an die Deportationen?“. Das Forschungsprojekt tourt in einem historischen Lastwagen durch Deutschland. Von 13.06 bis 24.06 machen sie Halt im Innenhof des Stadtarchivs Stuttgart.

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Fotografie Fotoreportagen vom Feinsten – „40 Jahre laif“ mit einer Ausstellung im Stadthaus Ulm

Die Kölner Fotoagentur laif vertritt seit vierzig Jahren AutorInnen exzellenter Dokumentarfotografie. Eine Ausstellung „40 Jahre laif.“ im Stadthaus Ulm zeigt jetzt eine Auswahl von 40 Reportagen aus aller Welt. „Es gibt keinen laif-Stil, aber eine laif-Haltung“, sagt Agenturmitbegründer Manfred Linke, „nämlich klarzumachen, wie ich zu einem Thema stehe.“

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