Villingen-Schwenningen

Michael Bloch: Heimatstadt bereichert sich an ihrem Wohltäter

Stand

Stolperstein in der Niedere Straße 43

Er war ein Kaufmann mit großem Herz für die Armen. Nach seiner Flucht in die Schweiz verlor Michael Bloch sein ganzes Vermögen.

Kurzbiografie:

Michael Bloch, geb. 1863, kam mit seinem Bruder Salomon 1892 nach Villingen, so sie gemeinsam sehr erfolgreich vier Modehäuser betrieben. Eines, das größte der Geschäfte, brachte einen Umsatz von rund 500.000 Reichsmark pro Jahr. Damit war Michael Bloch ein wichtiger Steuerzahler für die Stadt, aber vor allem engagierte er sich für die Armen, besonders ab Beginn der Wirtschaftkrise in den 1920er Jahren.

Doch der so genannte "Judenboykott" ab 1933 verschonte auch Wohltäter nicht: Geschäfte konnten nur noch an der Hintertür gemacht werden, das Einkommen Blochs sank bis 1939 um die Hälfte. Die Familie, Mutter, Vater und fünf Kinder, beschloss schweren Herzens in die Schweiz zu emigrieren. Der Preis dafür war nicht weniger als der wirtschaftliche Ruin: Michael Bloch musste eine exorbitante "Reichsfluchtsteuer" bezahlen, und verlor dabei alles. Es war ihm zwar zugesagt worden, dass ihm zumindest das Inventar seines eigenen Hauses, also seine Möbel und übrigen Gegenstände, nachgeschickt würden. Was aber nie geschah. Mehr noch: Die Heimatstadt Villingen bereicherte sich am Unglück der Blochs: Im Villinger Franziskanermuseum steht noch heute ein Biedermeierschrank der Familie Bloch.

Michael Bloch emigrierte später in die USA, wo er im Alter von 90 Jahren starb.

--

Dieser Stolperstein existiert nur in akustischer Form, da der Gemeinderat von Villingen-Schwenningen der Verlegung bisher nicht zugestimmt hat. Mehr zum aktuellen Stand der Dinge in dem Beitrag von Klaus Peter Karger (Stand: 20.01.2015):

Video herunterladen (7,5 MB | MP4)

Stand
AUTOR/IN
SWR