Eine Losung wie „Frieden schaffen ohne Waffen“ gelte nicht mehr, sagt der Journalist Stephan Anpalagan in SWR2 mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. Bei den Osterspaziergängen sind bundesweit wieder mehr als hundert Demonstrationen, Fahrradtouren, Mahnwachen und Gebete geplant – der Krieg in der Ukraine hat die Friedensbewegung wiederbelebt.
Der russische Angriffskrieg habe dabei alte Grundsätze des Pazifismus infrage gestellt, sagt Anpalagan: „Der Frieden gilt für alle. Auch für die ukrainische Zivilbevölkerung, die gerade abgeschlachtet wird“.
Das habe weitreichende Folgen: „Jetzt zu behaupten, beide Seiten müssen abrüsten und Versöhnung leisten, dass wir die russische Regierung nicht allzu hart angehen sollten – das halte ich für prekär.“
Stephan Anpalagan ist Journalist, Strategieberater und Musiker. Er ist Gründer und Geschäftsführer der Organisation „Demokratie in Arbeit“.
Podcast Gegen jede Überzeugung
Nicole Diekmann und Stephan Anpalagan diskutieren „gegen jede Überzeugung“. Über Themen, die gesellschaftlich für Streit sorgen. Themen, bei denen die Stimmung schnell kippt und Menschen auf ausgeprägte Feindbilder treffen. Nicole Diekmann und Stephan Anpalagan zeigen, dass Streit über die Lager hinweg möglich ist. In jeder Podcast-Folge verteidigt eine(r) von beiden eine provokante These, die nicht der eigenen Überzeugung entsprechen muss. „Gegen jede Überzeugung“ bedeutet: Es geht darum, die eigene Überzeugung in Frage zu stellen und zu prüfen, ob nicht auch die andere Seite über gute Argumente verfügt.
Diskussion Abschied vom Pazifismus – Wo steht die deutsche Friedensbewegung?
Die traditionellen Friedensmärsche zu Ostern haben mit dem Krieg in der Ukraine eine neue Brisanz. Bundeskanzler Olaf Scholz will die Bundeswehr mit 100 Milliarden Euro aufrüsten. Seine politisch ausgelobte „Zeitenwende“ stellt die Grundsätze der deutschen Friedensbewegung in Frage. Gibt es Sicherheit nur durch Waffen? Erleben wir einen neuen Rüstungswahnsinn oder die längst überfällige Wiederaufrüstung? Sind die Deutschen bereit, Freiheit und Wohlstand militärisch zu verteidigen? Lukas Meyer-Blankenburg diskutiert mit Ralf Becker - Koordinator der bundesweiten Initiative „Sicherheit neu denken“, Evangelische Kirche, Dr. Pia Fuhrhop, Expertin für Sicherheitspolitik von der Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin, Prof. Dr. Philipp Gassert - Historiker, Universität Mannheim
Kulturmedienschau Ist die Russin Marina Owsjannikowa doch keine Heldin? | 14.4.2022
Ihr Protest hatte etwas Heldenhaftes: Die russische Journalistin Marina Owsjannikowa hielt Mitte März im russischen Staatsfernsehen ein Plakat gegen den Krieg ins Bild. Der Verlag Axel Springer engagierte sie daraufhin als freie Korrespondentin aus Russland und der Ukraine. Ihr erster Text im neuen Job lässt aber bei der FAZ Zweifel an ihrem Heldenstatus aufkommen. Und kurz vor dem Start der Ostermärsche fragt sich die Süddeutsche Zeitung, wie die Kernforderung des deutschen Pazifismus „Frieden schaffen ohne Waffen“ in unsere aktuellen Kriegszeiten passt.