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SPD-Politikerin Sawsan Chebli wehrt sich mit ihrem Buch „Laut“ gegen Hate Speech im Netz

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Beleidigungen, Anfeindungen, Morddrohungen: Das erlebt Sawsan Chebli tagtäglich im Netz. Warum sie den Sozialen Medien dennoch nicht den Rücken kehrt, darüber hat die Politikerin nun ein Buch geschrieben. „Laut“ heißt es und ist ein entschiedenes Plädoyer dafür, den Hatern Paroli zu bieten.

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„Ich bin eine Frau, eine Migrantin, ein Flüchtlingskind, eine Muslimin und auch noch eine Politikerin, da kommt alles zusammen, deswegen erlebe ich diesen Hass so geballt“, sagt Sawsan Chebli bei SWR2.

„Rückzug war nie eine Option.“

Ein Grund, sich aus den sozialen Netzwerken zurückzuziehen, sei das für sie jedoch nicht, betont die Politikerin.

Dafür seien diese Plattformen zu wichtig. Milliarden von Menschen nutzten sie, Diskussionen auf Twitter beeinflussten sogar politische Entscheidungen. Deswegen – so Chebli – „ist es falsch, den Hatern diese Plattform zu überlassen.“

Chebli fordert mehr staatliche Regulierung für Soziale Medien

Stattdessen fordert die Politikerin mehr staatliche Regulierung. Für ihr Buch hat Chebli auch mit Mitarbeitern von Meta gesprochen, dem Mutterkonzern von Facebook. Dort versicherte man ihr, dass man sich um die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben bemühe, etwa was die Löschung von Hasskommentaren angeht.

Chebli zweifelt jedoch daran. Letztendlich habe Meta ein genuines Interesse an solchen Kommentaren. Plattformen wie Facebook verdienten ihr Geld schließlich mit Werbung. Je mehr Aktivität in den Netzwerken stattfinde, desto mehr springe für den Konzern heraus. Und Emotionen erzeugten nunmal diese Aktivität. In Cheblis Worten: „Emotionen produzieren Traffic und Traffic generiert Gewinn.“

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