Im Theaterstück „Die Präsidentinnen“ schildert eine Reinigungsfachkraft ihren Arbeitsalltag im Billiglohn-Sektor. Das, was auf der Bühne derb und mitunter komisch zur Sprache kommt, hat einen ersten Hintergrund.
Tatsächlich wird die Arbeit von Reinigungsfachkräften stark stigmatisiert, sagt die Soziologin Lena Schürmann von der Humboldt-Uni in Berlin. Reinigungsfachkräfte arbeiten meist früh morgens oder spät abends, also im Verborgenen, und wenn sie tagsüber arbeiten, werden sie, wenn sie ihre Arbeitskittel überziehen, quasi unsichtbar.
„Mir ist es selbst so gegangen, dass ich eine Herrentoilette geputzt habe und sich an das Urinal nebenan ein Mensch gestellt hat“, erzählt Schürmann, die selbst mal vier Wochen in einer Reinigungsfirma gearbeitet hat.
„Statt zwei Meter weiterzugehen oder die Toilette mit Türen zu benutzen. Das ist eine wahnsinnige Demütigung und Degradierung“. Zu den Diskriminierungen, die Frauen in der Reinigungsbranche im Beruf erlebten, kämen viele andere Probleme, wie Armut, keine Sicherheit, keine gesellschaftliche Teilhabe.
Deshalb fordert die Soziologin, dass Reinigungsarbeiten nicht mehr unsichtbar bleiben dürfen. Wichtig wäre eine andere Sozialpolitik: „Reinigungsarbeiten, die für die gesamte Gesellschaft notwendig sind, müssen besser vergütet werden“. Mindestlöhne müssten angehoben werden.
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