Die Sterbe- und Bestattungskultur habe sich in den letzten Jahrzehnten viel stärker individualisiert und von den klassischen Ritualen abgelöst, sagt der Kulturhistoriker Thomas Macho in SWR2. „Und nun bemerken wir, dass es auch notwendig wird, die Trauer auf neue andere Weise zu praktizieren. Und da ist diese Initiative von Frank-Walter Steinmeier vielleicht ein möglicher Anfang, der anschließt an neue, säkulare auch politische Trauerrituale, die es so vor einem halben Jahrhundert noch nicht gegeben hat". Dazu gehöre auch dass, was gegenwärtig zum Abschied von Prinz Philipp in London geschieht:
Menschen legen Blumen vor Windsor Castle ab, um ihre Trauer zu bekunden. Das begann mit dem Tod von Prinzessin Diana Ende der 90er Jahre. Inzwischen erfolgt dieses kollektive Ritual völlig jenseits der klassischen Formen, die die Religionen dafür
vorgesehen haben, mit großer Selbstverständlichkeit.
Trauer verlange auch Kreativität „um das, was geschieht bewusster zu machen und in Affekte und Emotionen jenseits von Routine und Alltäglichkeit zu übertragen," so Macho.
In Berlin hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am morgigen Sonntag zu einer staatlichen Gedenkfeier für die Todesopfer der Corona-Pandemie eingeladen.
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