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„Schwarz. Deutsch. Weiblich“: Der deutsche Feminismus ist blind für Rassismus

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Frauke Oppenberg

Der deutsche Feminismus habe ein Problem, schreibt Natasha A. Kelly in ihrem neuen Buch „Schwarz. Deutsch. Weiblich“. Er klammere die Perspektive schwarzer Frauen systematisch aus. Dabei sei die Frage nach der Hautfarbe genauso grundlegend wie die Frage nach Geschlecht, sagt die Soziologin in SWR2.

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„Hautfarbe ist Bestandteil unserer Architektur“

Im besten Fall würden schwarze Frauen in feministischen Debatten „mitgedacht“ – ein Ausdruck, an dem sich Kelly stört. Er zeige, woran der Diskurs in Deutschland kranke, sagt die Autorin.

Als schwarze Feministin sei für sie die Frage der Hautfarbe nämlich genauso grundlegend wie die nach dem Geschlecht. Sie sei kein Zusatz, sondern „Bestandteil unserer Architektur“.

Auch der Feminismus hänge noch an Frauenbildern, die People of Colour ausklammerten, so Kelly. So sehr, dass sie sich als Kind ernsthaft die Frage gestellt hat, ob sie überhaupt eine Frau sei.

Die Kategorie „Frau“ dekonstruieren

Ihr gehe es deshalb auch darum, die Geschlechterkategorie „Frau“ zu dekonstruieren. „Die ist ja viel diverser, als weibliche Feministinnen sie präsentieren“, so Kelly.

„Wir werden auch in der Gesamtgesellschaft nicht repräsentiert. Frauenpolitik ist ja eine Politik von weißen Frauen, die Belange von schwarzen Frauen schaffen es dagegen kaum auf die Agenda.“

Das zu verändern, sei letztlich eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, meint Natasha A. Kelly. Schwarzes Leben, auch schwarze Geschichte müsse präsenter werden – etwa durch die Einrichtung von Studiengängen wie Black Studies.

Ähnliches müsse auch in Frauenräumen passieren. Nur so sei wirkliche Veränderung möglich.

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