Nicht alle Briten sind erfreut über Charles' Krönung und deren Kosten
Prunk, Protz und Pomp: Rund um die Krönungszeremonie für King Charles III. wird in London an nichts gespart. Wochenlang putzte sich die Stadt für das Großereignis heraus, das der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge wohl bis zu 100 Millionen Pfund an Steuergeldern verschlingen wird. Alleine die Bildschirme, die die Krönung für Schaulustige in der Stadt übertragen, kosten über eine Million Pfund.
In Anbetracht der wenig rosigen Wirtschaftslage Großbritanniens seit dem Brexit wundert es wenig, dass die kostspielige Krönung von Charles nicht bei allen Briten für Freude sorgt. Einige Initiativen rufen sogar zu Protestaktionen auf. Doch am Tag der Krönung werden die Gegner der Monarchie in der Unterzahl sein, was man dem Stadtbild schon jetzt entnehmen kann.
Union Jacks so weit das Auge reicht: Eine Gelddruckmaschine
Über eine Woche lang campierten royale Fans entlang der Prozessionsstrecke, um am 6. Mai einen guten Blick auf den neuen König erhaschen zu können. An „The Mall“, der Prachtstraße, herrscht ein rot-weiß-blauer Ausnahmezustand, in dem die Fans der Royal Family in kuriosesten Gewändern sehnsüchtig auf die Krönung ihres Königs hinfiebern.
Die großen Straßen Londons sind seit Tagen geschmückt mit wehenden Union Jacks. Doch hinter der manchmal drollig anmutenden Royalmania verbirgt sich eine wahre Gelddruckmaschine für Land und Leute.
Denn bei all den Kosten, die rund um die Krönung anfallen, spült der Hype um die Royal Family auch jährlich große Summen in die Stadtkassen. Großereignisse wie royale Hochzeiten, Geburten oder Krönungen sind eine wahre Goldgrube für die Windsors und die angeknackste Wirtschaft Großbritanniens.
Touristen aus aller Welt kommen zur Krönung nach England
Nur 24 Stunden nach Verkündung des Krönungsdatums stieg die Suche nach Flügen ins Vereinigte Königreich laut dem Buchungsunternehmen Travelport um 81 Prozent an. Vor allem aus Italien, den USA und Deutschland strömen die Begeisterten nach London – Hunderttausende werden erwartet.
Hotels im Stadtkern sind seit Monaten ausgebucht oder unbezahlbar teuer. Auch die Pubs werden sich am Krönungswochenende nicht über zu wenige trinkfreudige Besucher beschweren müssen. Zur Bespaßung angeboten werden außerdem Fahrten mit einem königlich geschmückten Doppeldecker-Teebus, Teezeremonien mit den Leibspeisen von King Charles (Baked Eggs!) oder historische Schiffsfahrten auf der Themse, die die Geschichte des Königshauses beleuchten. Alles kann, alles muss in London dieser Tage.
Und auch die Medien kosten den Trubel um Charles III. voll aus: Sonderauflagen, Extrabeilagen und Spezialreportagen kurbeln bereits seit Wochen die Verkaufszahlen von Zeitungen und Magazinen an, die Fernsehsender haben ihr Programm ebenfalls gänzlich auf die Krone ausgerichtet. Doch das ist nur ein Teil des Betrages, den die Royal Family in die Kassen des Landes spült.
Devotionalien und royales Merchandise lassen die Kassen klingeln
Das Merchandise rund um die royale Familie ist bei Touristen wie Einheimischen gleichermaßen beliebt. Kein Gegenstand bleibt davor verschont, mit dem königlichen Konterfei bedruckt und mit emotionalem Wert aufgeladen zu werden. Am beliebtesten, wie könnte es anders sein, ist dabei natürlich das Tee-Service: Drei Millionen Tassen, Becher und Gedenkteller sollen mit Krönungsmotiven insgesamt produziert worden sein.
Von der Keksdose bis hin zum Geschirrhandtuch bleiben keine Wünsche unerfüllt. Die beliebtesten Royals sind auch abseits der historischen Ereignisse gerne gekauftes Memorabilium.
2022 gab es kaum Merchandise von King Charles III.
Noch im vergangenen Jahr gab es im offiziellen royalen Geschenkshop an der Palace Street jedoch kein einziges Produkt von King Charles III. Und nicht nur dort suchte man nach Charles vergebens: An nahezu allen Touristen-Hotspots gab es reichlich Andenken mit dem Konterfei der verstorbenen Queen Elizabeth, jedoch nicht mit dem von ihrem Sohn, wie die News-Agentur MorningBrew recherchierte.
Rund 282 Millionen Pfund gaben die Briten laut dem Centre of Retail Research alleine für Andenken an das Platin-Jubiläum der verstorbenen Königin aus, die Hochzeit von William und Catherine brachte 134 Millionen Pfund ein. Dass Charles auch nur annähernd so viele Einnahmen erzeugen wird, gilt in vieler Hinsicht als unwahrscheinlich. Zu alt, zu speziell, zu lange im Hintergrund, so die Stimmen vieler Souvenirladen-Besitzer. Außerdem steht auch noch nach rund 30 Jahre Lady Di im Raum, die eine Beliebtheit hatte, von der Camilla als Queen Consort nur träumen kann.
Der „Princess Charlotte Effect“ als Garant für wirtschaftlichen Aufschwung durch die Royals
Natürlich hat sich die Lage in den Souvenir-Shops verändert: Nach der Trauer um Elizabeth folgte, wenn auch gemächlich, langsam der Jubel rund um King Charles. Zu einem Shooting-Star wird der 74-Jährige vermutlich dennoch nicht mehr werden.
Wie zuträglich die Monarchie der britischen Wirtschaft ist, erklärt man sich gerne mit dem Prinzessin Charlotte Effect (der nichts mit der neuen Bridgerton-Serie zu tun hat): Die mittlerweile 8-jährige Charlotte, Tochter von Prinz William, trug einst auf einem Foto anlässlich ihres zweiten Geburtstags eine gelbe Strickjacke. Binnen weniger Tage war diese Jacke landesweit ausverkauft. Dieser Effekt soll aufzeigen, wie sehr die Royals ihr Volk inspirieren, die Wirtschaft ankurbeln und wie groß der Einfluss der Monarchie im Land weiterhin ist.
Die Royals bringen mehr ein, als sie den Steuerzahler kosten
Auf über eine Milliarde Pfund zusätzlicher Einnahmen angesichts der Krönung hoffen Gastgewerbe, Industrie, Kleinhändler und Steuerbeamte in Summe. Im Jahr 2017, einem gewöhnlichen Jahr ohne historisches Großereignis, trug die Monarchie laut der Gutachterfirma „Brand Finance“ 1,77 Milliarden Pfund zur britischen Wirtschaft bei, wie in einem Bericht zum Königshaus festgestellt wurde. Das ist deutlich mehr als die rund 292 Millionen Pfund, die die Royals laut einer Studie die britischen Steuerzahler im Jahr durchschnittlich kosten.
Ganz nebenbei fördert der Trubel um das Königshaus die Beliebtheit der Royal Family: Serien wie „The Crown“ oder der Skandal rund um den „Megxit“ zeigen dezidiert auf, wie essenziell die Beliebtheitswerte für den Fortbestand der Monarchie in Großbritannien sind. Nach dem Wegbrechen der festen Konstante, Queen Elizabeth, den Skandalen rund um Andrew, Harry und Co. können die britischen Royals jede Form der Image-Polierung gut gebrauchen.