Döpfner schrieb zur Entschuldingung seiner diffarmierenden Chatnachrichten in der Bild: „Ich bitte um Entschuldigung dafür, dass ich mit meinen Worten viele gekränkt, verunsichert oder verletzt habe. Ein Beispiel: „Die Ossis sind entweder Kommunisten oder Faschisten.“ Das ist verletzend. Und wörtlich genommen natürlich Quatsch. Döpfner hat sich also entschuldigt – aber: Ist die Debatte um seine Chat-Nachrichten damit beendet? Eher nicht, zeigen die Kommentare auf Twitter und in den Feuilletons.
Für die Süddeutsche Zeitung ist der Fall klar: „Selbstverständlich ist dies keine Entschuldigung vom Springer-Chef, sondern der billige Versuch einem selbst angefachten Shitstorm zu entkommen. Das wird nicht gelingen. Zu gründlich durfte man in den vergangenen Tagen dank geleakter privater Nachrichten Döpfners Denkschule kennenlernen, in der Ostdeutsche „Kommunisten“ oder „Faschisten“ sind und „intolerant muslims und all das andere gesochs“ vorkommen.
Diese Menschenverachtung nennt der westdeutsche Verleger nun nachträglich Worte, die er „ins Unreine“ gesagt oder getippt habe. Und weiter: „Mathias Döpfner hat versucht, Ostdeutschen ein Etikett anzukleben, das in Wahrheit für seine Worte gilt: eklig.“
Bei Twitter wird zudem kritisiert, dass Döpfner seine Nachrichten als privat bezeichnet hat, die Journalistin Juliane Löffler schreibt, sie „verstehe nach wie vor nicht, was an den Nachrichten an den eigenen Chefredakteur „privat“ sein soll. Das ist ein klarer beruflicher Kontext zwischen extrem mächtigen Männern und es ist absurd, dass so kleinzureden.“
Und der Zeit-Journalist Holger Stark – der die Döpfner-Chats recherchiert hatte – findet, das Wort „privat“ habe eine neue Bedeutung bekommen: „Wenn ein Vorstandsvorsitzender seinen Angestellten Nachrichten schickt, bei denen es um
a) Verlagsgeschäfte
b) Journalismus
c) Politik
d) Handlungsaufforderungen
e) eine Mischung aus allem geht
= nicht-öffentlich. Aber NICHT PRIVAT.“
Gespräch DJV-Vorsitzender Überall über Springer-Chef Döpfner: Schwieriges parteipolitisches Engagement
Döpfners Äußerungen zu Ostdeutschen und Muslimen könne man „durchaus als menschenunwürdig“ bezeichnen, so Frank Überall, Vorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbands zu den veröffentlichten Chatnachrichten des Springer-Chefs in einem ZEIT-Artikel. Als Person des öffentlichen Lebens müsse Döpfner mit der Veröffentlichung und auch dem entsprechenden kritischen Medienecho leben.