Kulturmedienschau

Reaktionen auf den Offenen Brief der EMMA an Kanzler Scholz | 2.5.2022

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AUTOR/IN
Julia Haungs

In einem Offenen Brief der Zeitschrift EMMA haben sich viele prominente Intellektuelle und Kulturschaffende gegen die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine ausgesprochen: darunter Alice Schwarzer, Martin Walser, Juli Zeh, Harald Welzer, Alexander Kluge, Reinhard Mey oder Edgar Selge. Das Echo in den Medien und im Netz ist enorm.

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Angst vor dem Dritten Weltkrieg

Zuerst wandte sich letzte Woche der Philosoph Jürgen Habermas gegen die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine, dann folgte ein Offener Brief an Kanzler Scholz, veröffentlicht auf der Homepage der Zeitschrift „Emma“.

Zu den 28 Erstunterzeichnern gehörten viele prominente Intellektuelle und Kulturschaffende: darunter Alice Schwarzer, Martin Walser, Juli Zeh, Harald Welzer, Alexander Kluge, Reinhard Mey oder Edgar Selge.

Die 28 Erstunterzeichner*innen des Emma-Briefs an Kanzler Scholz fürchten nach eigener Aussage einen Dritten Weltkrieg. Deshalb solle man der Ukraine lieber keine weiteren schweren Waffen liefern. Denn das könne Putin als Vorwand nehmen, um Nato-Staaten in den Krieg hineinzuziehen.

Täter-Opfer-Umkehr

Für die „Welt“ ist der Brief ein „Dokument nationaler Überheblichkeit und moralischen Bankrotts“. Auf der Internetseite des Spiegel meint der Musiker Wolfgang Müller: „Man sollte den Kotau vor dem Recht des Stärkeren nicht als friedliebenden Pazifismus verkaufen“.

In den sozialen Medien löst besonders eine Stelle im Emma-Brief Protest aus. Es geht um die Zerstörungen durch den Krieg in der Ukraine und das Leid der Zivilbevölkerung.

Dass gerade eine feministische Zeitschrift eine solche Täter-Opfer-Umkehr betreibt und der Ukraine vorschlägt, sich lieber nicht mehr zu wehren, erscheint auf Twitter vielen zynisch. Ein Nutzer schreibt: „Als nächstes schlägt die Emma vor, dass Frauen, die von ihrem Partner geschlagen werden, einfach nach einer friedlichen Lösung suchen sollen, aber ja nicht die Situation weiter eskalieren lassen, indem sie zur Polizei gehen.“

Ein anderer schreibt: „Ukraine, warum trägst du auch so aufreizende demokratische Unterwäsche, kein Wunder, dass du Putin damit provoziert hast!“ und Jagoda Marinic meint:

Ist eigentlich jemals ein offener Brief, in dem kein einziger Satz darüber steht, dass in diesem Krieh Frauen strategisch vergewaltigt werden und was man dagegen tun sollte in einer Zeitung für Frauen und über Frauen erschienen? #offenerBrief #Emma https://t.co/IRe6gWcjUU

Literatur Streitschrift von Alice Schwarzer und Chantal Louis: Transsexualität – Was ist eine Frau? Was ist ein Mann?

Alice Schwarzer – Deutschlands bekannteste Feministin – und Chantal Louis – Redakteurin bei der Zeitschrift EMMA – platzen mit ihrer Buchveröffentlichung „Transsexualität: Was ist eine Frau? Was ist ein Mann?“ in eine heiße Debatte. Im Sammelband bekennen sich die beiden Herausgeberinnen klar zum biologischen Geschlecht der Frau und möchten gleichzeitig über das Thema Transsexualität aufklären.

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Julia Haungs