Neu seien Krawalle wie in Stuttgart nicht, sagt Rafael Behr, Professor für Polizeiwissenschaften an der Akademie der Polizei Hamburg in SWR2. Schon die Schwabinger Krawalle von 1962 hätten vier Tage gedauert. Am Ende seien 40.000 Menschen auf den Straßen gewesen. Auch damals habe man das Maß der Gewalt als unerträglich beschrieben.
Keine Reaktion auf Black Lives Matter
Es sei beruhigend und sachlich richtig, dass die Stuttgarter Polizei einen politischen Hintergrund ausgeschlossen habe. „Im Moment schießen ja wieder die Phantasien und die Zuschreibungen ins Kraut“, so Behr.
Es handle sich um eine Art „adoleszenten Gewaltrausch“. In solchen Situationen entstehe eine Gruppendynamik, die sich hinterher oft niemand mehr richtig erklären könne. Dass der Stuttgarter Gewaltausbruch eine Reaktion auf die „Black Live Matters“-Bewegung sei, glaubt Behr nicht: „Ich glaube, wir müssen eher von einer spontanen Gewalt ausgehen“.
Er wolle die Geschehnisse auf keine Weise überinterpretieren. „Wenn alles mit allem zusammenhängt, haben wir wieder diesen großen Topf, in den alles passt und aus dem jeder sein Süppchen nimmt“.