„Bei Bild gibt es extreme Machtverhältnisse“, sagen Lena von Holt und Pia Stendera, die Macherinnen des Podcasts „Boys Club“ über Männerbünde und Machtmissbrauch im Springer Verlag. „Und diese Verhältnisse dort sind prädestiniert, ausgenutzt zu werden.“
Grenzüberschreitungen werden zur Normalität
„Junge Journalist*innen werden dort schnell in den Bann gezogen”, erzählen Lena von Holt und Pia Stendera von ihren Recherchen. Es sei wie ein Deal. Auf der einen Seite werde man gesehen, auf der anderen Seite müsse man dafür auch geben und gehe vermutlich somit das Risiko ein, auch zu weit zu gehen.
„In diese Welt wächst man dort hinein und man gewöhnt sich daran.” Grenzüberschreitungen würden Mitarbeitenden so selbst nicht mehr auffallen.
Öffentliche Aufmerksamkeit als mögliches Korrektiv
Es sei wichtig, dass die Öffentlichkeit hinschaue. „Springer gerät so unter Druck und muss sich öffentlich äußern”, schätzen die beiden die Situation ein. Mit Dingen, die dort vorher als normal galten, komme der Konzern nicht mehr durch.
Beide Journalistinnen haben dafür mit über 40 aktuellen und ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Medienhauses gesprochen, insgesamt habe die Arbeit an dem Podcast über ein Jahr gedauert.
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