Zeitgenossen

Pia Lamberty: „Man darf nicht unterschätzen, wie stark Ideologien sind“.

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Doris Maull

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Ohne Kontrolle kein Vertrauen

Von der Trumpschen Mär der „gestohlenen Wahl“ über das „gezüchtete Coronavirus“ bis hin zu angeblichen Biowaffenlabors in der Ukraine – alles Fälle für Pia Lamberty. Die Sozialpsychologin beschäftigt sich mit Verschwörungsmythen. Ob jemand an solche Erzählungen glaube oder nicht habe viel mit dem Gefühl von Kontrollverlust zu tun, so Lamberty. „Wenn ich keine Kontrolle habe, habe ich auch kein Vertrauen“. Aber Verschwörungsglaube sei nicht nur etwas Situatives, sondern auch „etwas, das in uns Menschen liegt und was man als generalisiertes Misstrauen, eine Ablehnung gegen die da oben“ bezeichnen könne.

Gefühl von Selbstwirksamkeit ist wichtig

Nach ihren wissenschaftlichen Erhebungen hätten beispielsweise in der Corona-Pandemie vor allem Menschen, die arbeitslos waren oder einen niedrigeren Bildungsabschluss hatten, dazu tendiert, an Verschwörungserzählungen zu glauben. Das habe weniger mit intellektuellen Gründen zu tun, sondern mit dem Gefühl: „Ich habe hier kein Mitspracherecht, ich werde nicht gesehen.“ Deshalb sei es, auch in künftigen Krisensituationen vor allem wichtig, dass die Politik den Menschen die Möglichkeit der Partizipation biete, so Lamberty.

Kein Ende der Krisen in Sicht

Gerade weil ein Ende der Krisen nicht in Sicht sei – und, seit Ausbruch des Ukrainekrieges eine Vernetzung der Verschwörungsmileus, also der bisherigen Coronagegner und der Unterstützer Putins etwa zu beobachten sei, komme es jetzt sehr darauf an, wie wir uns als Gesellschaft verhalten. „Die Szenerie muss nicht größer werden“. Es gehe jetzt darum, als demokratische Gesellschaft solidarisch miteinander zu sein. „Wenn man das hinbekommt, muss die rechtsextreme Mobilisierung nicht größer werden.“

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