Hans Pfitzner muss weg!
Während in Hamburg und in Wiesbaden die Umbenennung der Pfitznerstraßen bereits beschlossene Sache ist, sprach sich auch in Mainz die vom Stadtrat eingesetzte Arbeitsgemeinschaft „Historische Straßennamen“ mehrheitlich für die Umbenennung der Pfitznerstraße aus.
Der Komponist und Dirigent Hans Pfitzner, nach dem die Straße in der Mainzer Neustadt benannt ist, war unter anderem auch Kapellmeister am Mainzer Stadttheater. Problematisch ist Pfitzners antisemitische Überzeugung: Während der NS-Zeit profilierte er sich damit beim Regime, aber auch nach 1945 bekannte er sich weiterhin dazu. Er begründete damit seine Abneigung der Neuen Musik.
„Ein namhafter alter Tonsetzer in München, treudeutsch und bitterböse.“
Wen wollen wir öffentlich ehren?
In vielen Städten wird seit einiger Zeit über Straßennamen und Denkmäler diskutiert, durch die „Black Lives Matter“-Proteste hat die Diskussion jetzt erneut an Fahrt aufgenommen. Man habe festgestellt, dass es in vielen deutschen Städten noch Straßen gebe, die nach militärischen Befehlshabern aus der Kolonialzeit benannt seien, so Tillmann Krach, Vorstand im Verein für Sozialgeschichte in Mainz.
Die bereits 2011 gebildete Mainzer Kommission „Historische Straßennamen“ legte Ende 2016 dem Stadtrat ihren Abschlussbericht vor mit Empfehlungen für insgesamt drei Straßenumbenennungen. Beraten wird im Stadtrat nach der Sommerpause.
Die Auswahlkriterien hätten sich an der Frage orientiert, inwiefern die betroffenen Personen sich in der Zeit des Nationalsozialismus für die NS-Ideologie engagiert hätten, erklärt Krach.
Kritik an den Umbenennungen
In Freiburg wurde bei einer ähnlichen Untersuchung weitaus umfassender vorgegangen: dort wurden alle 1.300 Straßennamen auch auf frauenfeindlichen, antisemitischen und militaristischen Hintergrund hin untersucht. Den Unterstützer*innen solcher Umbenennungen wird häufig vorgeworfen, die verletzten das kulturelle Gedächtnis der Städte.
„Ich bin der Meinung, dass man ganz klare Grenzen setzen muss, also ganz klare Definitionen formulieren muss. Sonst geht das ins Uferlose.“
Ehrung als Wiedergutmachung für die Opfer
In Mainz wird jetzt überlegt die Pfitzner-Straße nach Verfolgten des NS-Regimes zu benennen. Konkret vorgeschlagen habe ein Musikwissenschaftler Erich Wolfgang Korngold und Hans Gál, so Krach.
Für ihn eine gute Idee: „Hans Gál finde ich sehr passend, weil er auch der Leiter des Konservatoriums hier in Mainz war. Ein Komponist, der emigriert ist. Insofern ist die Umbenennung – und das ist auch ein ganz wichtiger Aspekt in der Debatte – auch eine Art Wiedergutmachungsakt.“