Der OECD-Bildungsdirektor und Leiter der Schulvergleichsstudie PISA, Andreas Schleicher, sieht das Bildungssystem in Deutschland vor großen Herausforderungen. Die einstige Dynamik von Anfang der 2000-er Jahre sei verloren gegangen.
Tatsächlich gehe es um Grundsätzliches und weniger um Klassengrößen oder Lehrermangel, sagte Schleicher im SWR2 Tagesgespräch. "Man muss sogar sagen, die Betreuungsverhältnisse sind in Deutschland im Grunde relativ günstig. Das sind nicht die Rahmengrößen, an denen man arbeiten muss, sondern einfach, dass das Unterrichtsgeschehen vielfältiger wird, dass man weniger auf die Reproduktion von Fachwissen setzt, sondern mehr darauf, dass Schülerinnen und Schüler interessante Lernerfahrungen machen", so Schleicher. Anders sei es in der Berufsbildung. Hier stehe Deutschland sogar recht stark da. "Da lernen junge Menschen mit realen Problemen zu arbeiten, sich im Arbeitsalltag zu integrieren, aber davon ist die Schule sehr weit weg."
Mehr Freiraum - Lehrberuf muss attraktiver werden
Mit Blick auf den Lehrermangel, sieht Schleicher ebenfalls vorwiegend strukturelle Probleme: Der Lehrberuf sei zwar finanziell attraktiv, nicht aber intellektuell. So seien Lehrkräfte fast ausschließlich im Klassenzimmer mit der Vermittlung von Wissen beschäftigt, an der Entwicklung des Bildungssystems würden sie aber nicht beteiligt.
Schleicher plädiert kurzfristig dafür Lehrern mehr Freiraum an den Schulen zu geben. Dann könnten sie ihre kreativen Ideen und ihre Energie einbringen. "Im Vergleich, in den Niederlanden zum Beispiel werden neun von zehn Entscheidungen vor Ort in den Schulen getroffen, da sind alle dran beteiligt. In Deutschland sind es 17 Prozent."
Bildung So kann Schule besser werden
Regelmäßig schneiden deutsche Schüler*innen bei internationalen Tests nur mittelmäßig ab und Bildungsforschende mahnen dringend Reformen an. Es ist auch gar nicht so schwer, das Lernen und Unterrichten zu verbessern. Jochen Steiner im Science Talk mit der Schulpädagogin Britta Klopsch.