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Podcast „Gegen jede Überzeugung“: Nicole Diekmann und Stephan Anpalagan üben das konstruktive Streiten

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Martin Gramlich
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Wilm Hüffer

Pandemiemaßnahmen, Gendern, Windräder: Es gibt Themen, über die lässt sich heute kaum noch diskutieren, ohne in Krach zu enden. Wie streitet man, ohne sich zu zerstreiten? Das machen die Journalistin Nicole Diekmann und der Publizist Stephan Anpalagan in ihrem neuen Podcast „Gegen jede Überzeugung“ von SWR Kultur vor. In der ersten Folge geht es darum, ob man die Herkunft von Tatverdächtigen nennen sollte.

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Argumentieren gegen die eigene Überzeugung

Die Idee des Podcast-Formats: Diekmann und Anpalagan argumentieren im Zweifelsfall gegen die eigene Überzeugung. Vertreten also etwas, wovon sie persönlich vielleicht gar nicht überzeugt sind.

Nicole Diekmann: „Der Trick ist, dass wir zu Beginn jeder Folge eine These aufstellen und sie dann durchdeklinieren, in verteilten Rollen.“ Einer dafür, einer dagegen.

Zufall entscheidet, wer welche These vertritt

Der Podcast stehe dafür, „dass es Zufall ist, wer von uns die jeweilige These gerade vertritt“, sagt Nicole Diekmann. „Wir haben vor der ersten Folge des Podcasts einmal geknobelt, wer die These vertritt, und von da an wechseln wir uns einfach ab und wollen damit zeigen: es gibt für fast alles auf dieser Welt gute Argumente, und man kann streiten, ohne sich zu zerstreiten.“

„Wir wollen zeigen: Es gibt für fast alles auf dieser Welt gute Argumente.“

Was das soll? Die Hosts sehen den Podcast als Angebot für eine bessere Streitkultur.

Die eigene Überzeugung überprüfen

Eigene Haltungen oder Überzeugungen seien wichtig. Es gehe aber auch darum, „eine Überzeugung auf den Prüfstand zu stellen, wenn man merkt, hier gerät gerade etwas ins Wanken“, sagt Stephan Anpalagan.

Guter Streit bestehe darin, „dass man der Gegenseite auch mit etwas Wohlwollen begegnet und ohne die Person selbst anzugreifen.“ Auch für die beiden Hosts ist das eine Herausforderung. Es verlangt von ihnen, sich auch selbst in Frage zu stellen.

Bereicherung fürs eigene Weltbild

„Ich fand, das war wie ein Akt der Befreiung“, sagt Nicole Diekmann über die ersten Aufnahmen, „und da wir die Rollenverteilung bei der ersten Folge erst relativ spät bestimmt haben, haben wir uns beide mit den Pro- und den Contra-Argumenten auseinandergesetzt.“

Das sei ein Zugewinn auch für das eigene Weltbild, für Gespräche im Privaten oder Beruflichen. „Natürlich wäre es super“, sagt Nicole Diekmann, „wenn wir auch Leute erreichen, die bisher noch nicht herausgefunden haben aus der Polarisierung.“

Ein Podcast als Beitrag zu einer neuen Debattenkultur? Stephan Anpalagan: „Es gibt in Deutschland leider keine Tradition des Debattierclubs, wie es sie in den USA oder Großbritannien gibt, wo bereits Kinder und Jugendliche lernen, sich mit den Positionen von anderen auseinanderzusetzen.“

Podcast Gegen jede Überzeugung

Nicole Diekmann und Stephan Anpalagan diskutieren „gegen jede Überzeugung“. Über Themen, die gesellschaftlich für Streit sorgen. Themen, bei denen die Stimmung schnell kippt und Menschen auf ausgeprägte Feindbilder treffen. Nicole Diekmann und Stephan Anpalagan zeigen, dass Streit über die Lager hinweg möglich ist. In jeder Podcast-Folge verteidigt eine(r) von beiden eine provokante These, die nicht der eigenen Überzeugung entsprechen muss. „Gegen jede Überzeugung“ bedeutet: Es geht darum, die eigene Überzeugung in Frage zu stellen und zu prüfen, ob nicht auch die andere Seite über gute Argumente verfügt.

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