Sauberkeit ist wichtig. Hygiene auch. AHA. Aber man kann es auch übertreiben. Dann wird Sauberkeit zur Reinheit. Und wer "Reinheit" denkt, denkt Ausschluß und Selektion. Alles Unreine muss dann verschwinden. Dann darf die Welt nur noch unbefleckt empfangen werden, makellos in der Form, tugendhaft in der Gesinnung.
Das ist keine gute Idee. Nicht nur aus infektiologischer Sicht.
Die erste SWR2 Matinee im neuen Jahr fasst die Reinheit mit spitzen Fingern an. Sie betrachtet neujahrsinduzierte Detox-Kuren und Räucherriten. Berichtet über das Verschwinden der starken Gerüche in den letzten 100 Jahren. Denkt über schizoide Lenor-Werbung nach und sucht nach Reinheitsphantasmen in den Weltreligionen. Unbefleckt in die Ehe, okay; aber warum müssen immer die Frauen für die Reinheitsphantasien der Männer herhalten? Und was die Popkultur gegen die cleane, hehre Hochkultur aufzubieten hat, erfahren wir auch.
Redaktion: Michael Lissek
Musik: Dorothee Riemer
Sonntagsfeuilleton mit Stefanie Junker.
AUSGEWÄHLTE BEITRÄGE ZUM ANHÖREN
Gespräch Thomas Macho: Vom Verschwinden der starken Gerüche.
Die Welt war nicht immer so sauber wie heute. Thomas Macho erzählt über die ambivalente Geschichte zunehmender Reinheit. mehr...
Gesellschaft Der Anfang muss rein sein.
Wie man das Neue Jahr ganz rein beginnt, weiß Frank Schüre. mehr...
Gesellschaft Sexuelle Reinheitsfantasien heute.
Sexuelle Enthaltsamkeit im 21. Jahrhundert? Doch: Das gibt’s! Bei jungen Christinnen und Christen, die sich für die Eine und den Einen aufsparen wollen. Sie sind gut vernetzt, vor allem über die sozialen Medien. Ihre Botschaft: Wahre Liebe wartet, bleibt rein! mehr...