„Es ist erschreckend, wie rechte Tendenzen Einfluss auf die Kultur nehmen und nehmen wollen“, sagt Michael Schäfer vom Bundesverband Regie. Es werde Stimmung gemacht gegen unliebsame Ausstellungen, Theatervorstellungen würden gestört, exponierte Einzelpersonen privat abgemahnt und online mit Hassrede überzogen.
Unsagbares gesellschaftsfähig machen
Dies sei ein Zusammenspiel verschiedener Strömungen und Gesinnungen, mit einer sichtbaren Strategie als Überbau. „Man möchte gewisse Formulierungen gesellschaftsfähig machen“, so Schäfer. Dies habe einen empirisch nachgewiesenen Effekt.
„Dass Dinge, die gesagt und gedacht werden, die vor fünf Jahren oder vor zehn Jahren noch einen großen Aufschrei hervorgerufen hätten, werden mittlerweile von einem Drittel der Bevölkerung als normal anerkannt.“
Kunst und Kultur sind demokratierelevant
Unterm Strich stehe unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung auf dem Spiel, denn Kunst und Kultur sei vielleicht nicht systemrelevant, aber äußerst demokratierelevant. Eine freie Demokratie lebe vom künstlerischen und kulturellen Exkurs und der Diskussion, aber auch von den Gegensätzen und Kontroversen.
„Es ist daher extrem wichtig, auf allen Kanälen die Zivilgesellschaft zu stärken”, resümiert Schäfer. Wenn man in die Vergangenheit schaue, sehe man: Das Problem seien im Nachhinein nicht unbedingt die Agitatoren gewesen, sondern die große Masse, die nur zugesehen habe oder stumm daneben stand.
Anne Frank Aktionstag Pädagogen in Brandenburg ratlos: Was tun gegen Rechtsextremismus in den Schulen?
Ende April sorgten Lehrer aus Brandenburg für Aufsehen, als sie in einem Brandbrief eine Vielzahl von rechtsextremen Vorfällen an ihrer Oberschule beschrieben: Nazi-Sprüche im Unterricht, eingeritzte Hakenkreuze, rassistische Chat-Nachrichten. Das sei beileibe kein Einzelfall, so RBB-Redakteur Sebastian Schiller im Gespräch mit SWR2. Die rechte Infrastruktur sei fest etabliert.
Diskussion Politische Gefühle – Macht Ekel konservativ?
Gerümpfte Nase, gekrauste Stirn, Mundwinkel nach unten – auf der ganzen Welt zeigt sich Ekel ähnlich. Was aber eklig ist und was nicht, darüber scheiden sich die Geister. Denn schließlich sind es meist die Gerichte, Gerüche oder Gewohnheiten der Anderen, der Fremden, die man als besonders eklig empfindet. Offene Menschen ekeln sich seltener, sagen Wissenschaftler. Aber stimmt das wirklich? Ist Ekel konservativ? Und wird er erlernt oder angeboren? Norbert Lang diskutiert mit
Prof. Dr. Philipp Hübl - Philosoph und Publizist, Berlin, Prof. Dr. Uffa Jensen -Historiker und Antisemitismusforscher, TU Berlin, Dr. Franca Parianen - Neurowissenschaftlerin, Berlin
LGBTQ+-Rechte Internationaler Tag gegen Trans- und Homophobie: Deutschland zeigt Willen zur Besserung
Beleidigungen, Verunglimpfungen, auch physische Gewalt – leider allzu häufige Erfahrungen queerer Menschen, fast überall. Auch hierzulande ist die Mehrheitsgesellschaft noch weit von einem tatsächlich toleranten Umgang mit diesen Personen entfernt. Daran erinnert der Internationale Tag gegen Homo-, Bi- und Transphobie.
Kulturmedienschau Künstler Georg Baselitz fordert Entfernung eines NS-Kunstwerks in München | 4.10.2022
Der bedeutende deutsche Künstler Georg Baselitz stört sich an einem Werk in der neu sortierten Dauerausstellung der Pinakothek der Moderne in München. Es geht um das Gemälde „Vier Elemente“ von Adolf Ziegler, einem Freund von Adolf Hitler, Profiteur der NS-Kunstpolitik und einem ihrer Drahtzieher. Sollten Propagandawerke der NS-Zeit auch in Kunstmuseen ausgestellt und verhandelt werden? Die Süddeutsche Zeitung hat ihre Zweifel. Und die Schauspielerin und Aktivistin für die Rechte der Indigenen Amerikas Sacheen Littlefeather ist am 2. Oktober im Alter von 75 Jahren verstorben, was die taz aufnimmt, um an einen folgeschweren Auftritt vor fast 50 Jahren vor der Oscar-Academy zu erinnern.
Wie die Rede der Rechten das politische Klima beeinflusst Populismus und Sprache
„Auf ihrer Website im Bundestag spricht die AfD davon, sie habe es mit dem Kartell der Altparteien zu tun. Das „Kartell der Altparteien“, das ist eine Metapher der Kriminalität, “sagt Elisabeth Wehling, Sprach- und Kognitionsforscherin an der Universität Berkeley in Kalifornien. „Sprache und Macht - Journalisten, Populisten und die Politik“. Über den sprachlichen Verrohungsprozess haben jetzt die Medientage in München diskutiert. Auch Trump habe seine Gegner kriminalisiert mit dem Slogan: „Lock her up“ - schließt sie weg - nämlich Hilary Clinton. Das seien Formen des Diskurses, die tatsächlich auch in die Tat umgesetzt werden könnten. “Sprache schafft Realitäten“, sagt Wehling im SWR2-Kulturgespräch, und wir sollten die Begriffe in unseren Debatten genau reflektieren.