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Rechte Angriffe auf die Kultur: „Kunst ist demokratierelevant“

Stand
INTERVIEW
Jan Tussing

„Es ist erschreckend, wie rechte Tendenzen Einfluss auf die Kultur nehmen und nehmen wollen“, sagt Michael Schäfer vom Bundesverband Regie. Es werde Stimmung gemacht gegen unliebsame Ausstellungen, Theatervorstellungen würden gestört, exponierte Einzelpersonen privat abgemahnt und online mit Hassrede überzogen.

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Unsagbares gesellschaftsfähig machen

Dies sei ein Zusammenspiel verschiedener Strömungen und Gesinnungen, mit einer sichtbaren Strategie als Überbau. „Man möchte gewisse Formulierungen gesellschaftsfähig machen“, so Schäfer. Dies habe einen empirisch nachgewiesenen Effekt.

„Dass Dinge, die gesagt und gedacht werden, die vor fünf Jahren oder vor zehn Jahren noch einen großen Aufschrei hervorgerufen hätten, werden mittlerweile von einem Drittel der Bevölkerung als normal anerkannt.“

Kunst und Kultur sind demokratierelevant

Unterm Strich stehe unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung auf dem Spiel, denn Kunst und Kultur sei vielleicht nicht systemrelevant, aber äußerst demokratierelevant. Eine freie Demokratie lebe vom künstlerischen und kulturellen Exkurs und der Diskussion, aber auch von den Gegensätzen und Kontroversen.

„Es ist daher extrem wichtig, auf allen Kanälen die Zivilgesellschaft zu stärken”, resümiert Schäfer. Wenn man in die Vergangenheit schaue, sehe man: Das Problem seien im Nachhinein nicht unbedingt die Agitatoren gewesen, sondern die große Masse, die nur zugesehen habe oder stumm daneben stand.

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