Kulturmedienschau

Nachrufe auf Sibylle Lewitscharoff und Kommentare zum unpolitischen ESC | 15.5.2023

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AUTOR/IN
Kristine Harthauer

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Letzter Platz, mal wieder: Die deutschen ESC-Gruppe Lord of the Lost landete mit ihrem Song „Blood & Glitter“ auf dem letzten Platz. Siegerin wurde die Schwedin Loreen, Sieger der Herzen ist Käärijä aus Finnland. Etwas überschattet wurde dieser ESC aber vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine: Die Ukraine konnte als Vorjahressieger den ESC nicht austragen, Großbritannien sprang ein. Die Meinungen in den Feuilletons dazu: gespalten. Denn was während des gesamten ESC unterging, waren die Angriffe Russland auf die Heimatstadt des ukrainischen Duos Tvorchi, nur wenige Minuten vor ihrem Auftritt.

Ein weiteres Thema in unserer Kulturmedienschau: Die Bachmann- und Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff gehörte zu den bekanntesten deutschen Autorinnen der Gegenwart. Am Sonntag ist sie im Alter von 69 Jahren in Berlin gestorben.

Gespräch Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff ist gestorben: Tod eines „Unikums“

Im Alter von 69 Jahren ist am Samstag die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff gestorben. Die in Stuttgart geborene Autorin war unter anderem Trägerin des Ingeborg-Bachmann-Preises, des Preises der Leipziger Buchmesse und des Büchner-Preises.

Als besondere Merkmale ihrer Art zu schreiben nennt SWR-Literaturchef Frank Hertweck „eine unglaubliche Leidenschaft, Pathos, Exzentrik“. Speziell letztere, mitunter wohl bisweilen auch gezielt hervorgestellt, diente ihr aus Hertwecks Sicht auch, sich einer Verortung im literarischen „Mainstream“ zu entziehen. Dennoch ist sich Hertweck sicher: „Sie ist ein Unikum und wird solitär bleiben. So etwas findet man nicht nochmal.“

2014 sorgte Lewitscharoff für einen handfesten Skandal – als sie in einer „Dresdner Rede“ Retortenkinder als „Halbwesen“ bezeichnete und die Reproduktionsmedizin mit Menschenzüchtungs-Praktiken der Nationalsozialisten verglich. Später entschuldigte sie sich dafür, blieb jedoch bei ihrer kritischen Haltung gegenüber der Reproduktionsmedizin.

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Gespräch | Zum Tod der Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff Büchner-Preisträgerin 2013 Sibylle Lewitscharoff im Gespräch

Lewitscharoffs Helden sind vielseits Begabte: Sie können zaubern, die Welt andersherum sehen und mit Toten sprechen und dies in einer Sprache, die so exakt wie fantastisch ist.
Zurecht hat man Sibylle Lewitscharoff im Jahr 2013 den Büchner-Preis zuerkannt. Uwe Kossack hat mit ihr gesprochen.

Buchkritik Sibylle Lewitscharoff - Von oben

Sibylle Lewitscharoffs neuer Roman schaut auf Berlin – aus der Perspektive eines verstorbenen Philosophieprofessors, der als Geist in der Stadt herumschwebt und den Menschen beim Leben zusieht. Ihm selbst ist nichts geblieben – außer einer großen Meinungsfreude, an der er die Leser dampfplaudernd teilhaben lässt.
Rezension von Wolfgang Schneider.

Suhrkamp-Verlag
ISBN 978-3-518-42893-1
240 Seiten
24 Euro

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Kristine Harthauer