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Kein Sieger bei der Präsidentschaftswahl in der Türkei: Alles noch offen?

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AUTOR/IN
Marie Gediehn

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Die Präsidentschaftswahl in der Türkei hat am 14. Mai keinen Sieger hervorgebracht. Amtsinhaber Erdogan liegt nach bisherigem Stand vor seinem Herausforderer Kilicdaroglu – aber unterhalb von 50 Prozent der Stimmen. Eine Stichwahl in zwei Wochen muss die Entscheidung bringen.

Die Wahl sei für beide Kandidaten, Erdogan wie Kilicdaroglu, nicht wie erwartet gelaufen. Insbesondere für den Herausforderer allerdings habe sich gezeigt, dass die Wahl keineswegs der erhoffte „Selbstläufer“ war – so die Berliner Politikwissenschaftlerin Gülistan Gürbey.

Bei der nun anstehenden Stichwahl sieht sie den Herausforderer Kilicdaroglu im Nachteil. Der Grund: Amtsinhaber Erdogan stand unter erheblichem Druck, durch die Folgen des schweren Erdbebens, die wirtschaftliche Gesamtsituation des Landes und eine anhaltend hohe Inflation. Dennoch ist es der Opposition nicht gelungen, ihn auf Anhieb aus dem Amt zu heben.

Viele Wähler, so die Analyse der Politologin, seien von dem sehr breiten Sechs-Parteien-Oppositionsbündnis letztlich „doch nicht so überzeugt gewesen, wie Kilicdaroglu sich das vorgestellt hat“. Gürbey warnte davor, Erdogan abzuschreiben: „Die Wahrscheinlichkeit ist natürlich groß, dass Erdogan weiterregieren wird.“ Dafür, so die Berliner Politikwissenschaftlerin, spreche auch das starke Abschneiden von Erdogans Partei AKP bei den gestrigen Parlamentswahlen.

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Marie Gediehn