„Osteuropa“ umfasst sehr viele verschiedene Länder
Darüber hinaus sei zu bedenken, so Binz, dass Osteuropa nicht nur aus Russland und der Ukraine bestehe, sondern aus sehr, sehr vielen Ländern. Es gebe über 200 Veranstaltungen beim Kultursommer — das Ministerium werde die Organisatoren vor Ort beraten, wie sie ihre Veranstaltungen durchführen können.
Aus ihrer Sicht stelle sich nicht die Frage, alles abzublasen, erklärt Binz: „Dieser Krieg ist tragisch und der wird auch vorkommen im Kultursommer — ganz sicher.“ Mit Blick auf die Fluchtwelle aus der Ukraine und den Zensurmaßnahmen in Russland sagt Binz, man werde programmlich auf den Krieg reagieren müssen: ,,Der Krieg hat sicher Auswirkungen, ob Menschen nach Rheinland-Pfalz kommen können.“
Russische staatliche Kultureinrichtungen werden boykottiert
Allerdings mahnt Binz, die seit 2021 im Amt ist, beim Umgang mit russischen Künstler*innen auch zu einem „differenzierten Vorgehen“: „Was wir nicht machen, sind Kooperationen mit staatlichen Kultureinrichtungen Russlands. Auch diese müssen von den Sanktionen betroffen sein“. Anders sei das aber bei Angehörigen der so genannten „freien Szene“, die beim Kultursommer Rheinland-Pfalz stark vertreten sei.
Kein „Generalverdacht“ gegen russische Kulturschaffende
Einen „Generalverdacht“ gegen russisch-stämmige Kunstschaffende hält Binz jedoch für verfehlt: „Da muss man von Fall zu Fall sehr sensibel mit der Situation umgehen.“
Binz betont im Gespräch, dass ihr Ministerium „an der Seite“ von ukrainischen Künstlerinnen und Künstler stehe: „Wir werden sicherlich im Kultursommer auch Aktionen haben, die Künstlerinnen und Künstler in der Ukraine unterstützen können.“
Ob das Festival in Rheinland-Pfalz auch zum Dialog zwischen Russland und der Ukraine beiträgt, beurteilt Binz skeptisch: „Das wäre natürlich eine schöne Vorstellung — das kann man nicht erzwingen.“ Trotzdem könne Kunst auch Brücken bauen und Solidarität schaffen — in diesem Sinne solle auch der Kultursommer 2022 wirken.