Zeitgenossen

Klaus von Dohnanyi: „Als Politiker ist man nur Assistent der Geschichte.“

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Rainer Volk

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„Mich hat immer interessiert, Sachen besser zu machen als sie gemacht werden“, sagt Klaus von Dohnanyi über seinen Antrieb, politisch aktiv zu werden.

Bei Willy Brandt im Kabinett

Der fast 95jährige ehemalige SPD-Bundesminister und Hamburger Bürgermeister ist das letzte noch lebende Mitglied des ersten Regierungskabinetts von Willy Brandt. Seit 55 Jahren ist er in der sozialdemokratischen Partei. Die Gründe, der SPD beizutreten umreißt er so: „Es war die SPD mit ihrer Geschichte für Frieden, und die SPD mit ihrem Versuch sozialer Gerechtigkeit.“

Ein Dirigent als Ausnahme-Talent

Über der Verteilung der musischen Gaben in der Familie meint Klaus von Dohnanyi, dass sein Bruder, der Dirigent Christoph von Dohnanyi, eher aus der Reihe falle: „Ich habe kein besonderes musikalisches Talent – mein Talent ist eher malerisch. Wir haben mehr Maler in der Familie als Musiker.“

In Rheinland-Pfalz SPD- Spitzenkandidat

Wenig bekannt ist heute, dass Dohnanyi eine Zeit lang politischer Rheinland-Pfälzer war. 1979 kandidierte er als Spitzenkandidat der SPD bei der Landtagswahl – und verlor nur knapp gegen Bernhard Vogel. Eine Lebensphase, die Dohnanyi im Rückblick dankbar sieht: „Ich habe gelernt, was Demokratie in diesen kleinen Einheiten von 800, 1200, 2000 Einwohnern bedeutet. Wir wären nicht so gut in Deutschland wenn wir nicht dezentral, in den kleinen Einheiten, Verantwortung tragen würden.“

Traumjob Erster Bürgermeister in Hamburg

Seine schönste Zeit sei aber die Zeit als Hamburger Bürgermeister gewesen, so das SPD-Urgestein, das weiterhin aktiv zu aktuellen politischen Fragen Stellung bezieht; zuletzt zum Krieg um die Ukraine. Sein Leben nennt Dohnanyi insgesamt „ein Glück und ein Segen“. Als einzelner Politiker sei man hingegen nicht mehr als „Assistent der Geschichte“ sagt er skeptisch: „Politische Arbeit ist wie das Haar in einem Zopf. Der Zopf wäre ohne jedes einzelne Haar nichts. Und doch können Sie jedes einzelne Haar herausziehen – und der Zopf ist trotzdem da.“

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Rainer Volk