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Wie erleben junge Jüdinnen und Juden das Jubiläumsjahr? Hanna Veiler von der jüdischen Studierendenunion Deutschlands

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MODERATOR/IN
Bernd Lechler
REDAKTEUR/IN
Martina Kögl

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Mit sieben Jahren kam Hanna Veiler als eine der letzten Kontingentflüchtlinge von Witebsk in Belarus nach Baden-Baden. Russischsprechend und jüdisch empfand sie sich als Kind oft als nicht zugehörig. Ein Besuch beim "Jewrovision" Song Contest der jüdischen Jugendzentren in Deutschland brachte sie in Kontakt mit anderen jungen Jüdinnen und Juden auf Identitätssuche. Seither engagiert sich Hanna Veiler für Sichtbarkeit von jüdischem Leben und ein tolerantes, verstehendes Miteinander aller in der Gesellschaft, besonders im Jubiläumsjahr JLID2021. In Tübingen studiert sie Französisch und Kunstgeschichte und ist im Vorstand der Jüdischen Studierendenunion Deutschlands. 

Musiktitel:

Finding love
Jeanette Hubert
CD: Home

Der letzte Song (alles wird gut)
Kummer feat. Fred Rabe
CD: Der letzte Song (alles wird gut)

Bay undz in eyrope
Daniel Kahn
CD: Word beggar

Ho hey
The Lumineers
CD: Acoustic Hour, Vol.3

Zol zayn
Noëmi Waysfeld
CD: Soul of yiddish

Mehr Gespräche mit Hannah Veiler

Gespräch Antisemitismus an den Universitäten: Studierende fordern mehr Schutz

„Jüdische Studierende halten gerade mehr zusammen als jemals zuvor“, sagt Hannah Veiler, Vorsitzende der Jüdischen Studierenden Union. Am vergangenen Freitag wurde ein jüdischer Student der Freien Universität Berlin angegriffen, mutmaßlich von einem Kommilitonen. Der Vorfall wirft neue Fragen auf.

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Tagesgespräch JSUD-Präsidentin Hanna Veiler: Junge Jüdinnen und Juden hinterfragen ihre Zukunft in Deutschland und Europa

Am 85. Jahrestag der Nazi-Pogromnacht in Deutschland fühlt Hanna Veiler, die Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland, auch Wut. Im SWR2 Tagesgespräch kritisiert sie die Erinnerungskultur in Deutschland: "Wir erleben seit Jahrzehnten, dass an Jahrestagen wie dem 9. November oder dem 27. Januar zahlreiche 'Nie wieder...' aufgezählt werden. Das ist ein ritualisiertes Gedenken geworden. (…) Aber wir sind immer noch nicht an dem Punkt angekommen, dass verstanden wurde, dass das nicht leere Floskeln sein können, sondern dass das Handlungsaufträge für die Gegenwart und Zukunft sein müssen. Dass wir nicht toten Jüdinnen und Juden gedenken können, ohne gleichzeitig dafür zu sorgen, dass lebendige Jüdinnen und Juden im Hier und Jetzt sicher und selbstbestimmt leben können."
Die Feindseligkeit habe seit dem 7. Oktober, dem Tag an dem Hamas-Kämpfer in Israel mehr als 1400 Menschen getötet und mehr als 200 verschleppt haben, deutlich zugenommen, auch wenn jüdische Lebensrealität in Deutschland schon lange vorher "und eigentlich immer von Antisemitismus geprägt" gewesen sei.
Mit Blick auf die Sichtbarkeit jüdischen Lebens in Deutschland spricht Veiler aktuell von einer "Paradoxen Situation". Jüdische Aktivisten und Organisationen hätten über Jahrzehnte "alles daran gesetzt, jüdisches Leben sichtbarer zu machen". Gerade müssten aber "Jüdinnen und Juden ihre Identität wieder verstecken (…), um sicher sein zu können." Gleichzeitig sei jüdisches Leben aufgrund der jahrelangen Arbeit "nach wie vor wahnsinnig sichtbar".
Veiler geht davon aus, dass der 7. Oktober die "jüdische Gemeinschaft nachhaltig prägen und verändern" wird. Auf welche Art und Weise, könne man im Moment noch nicht sagen. Erste Anzeichen dafür seien ein "Gefühl der Unsicherheit" und eine „Veränderung des Selbstbewusstseins und der Selbstwahrnehmung als eigentlich gleichberechtigte Bürgerinnen und Bürger dieses Landes".

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