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Jiddisch lebt. Eine alte Sprache in der Gegenwart

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AUTOR/IN
Margalit Berger /Anja von Cysewski
REDAKTEUR/IN
Nela Fichtner

Jiddisch war für Jahrhunderte die Muttersprache der osteuropäischen Jüdinnen und Juden, einer Welt, die mit der Shoah untergegangen ist. Das Jiddische aber hat überlebt.

Streng religiöse Familien sprechen die alte jüdische Sprache heute noch im Alltag, etwa in Jerusalem, New York oder Antwerpen. Jiddisch ist auch die "Mamesloshn", die Muttersprache der Stuttgarter Künstlerin Mina Gampel, die Szenen aus dem osteuropäischen Shtetl malt. Und in deutschen Großstädten zelebrieren junge säkulare Jüdinnen und Juden die Sprache ihrer Vorfahren als Lebensgefühl. Ob orthodox oder säkular, jung oder alt: Für alle ist Jiddisch mehr als ein Verständigungsmittel. Mit der Sprache knüpfen sie an Vergangenes an und schaffen sich Identität und Heimat.

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Gespräch Angekommen! Jüdische Autor*innen schreiben in Deutschland

„1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ – das wird dieses Jahr gefeiert. Denn ein Edikt des römischen Kaisers Konstantin aus dem Jahr 321 belegt, dass damals bereits Jüdinnen und Juden in Köln lebten. Trotz der schweren Pogrome zu Beginn des Ersten Kreuzzugs (1096), während der Pest (1349) und auch trotz des noch immer unfassbaren Holocaust im 20. Jahrhundert leben bis heute Jüdinnen und Juden in Deutschland. In den letzten Jahrzehnten nimmt ihre Zahl sogar stark zu: durch den Zuzug osteuropäischer Juden aus der ehemaligen Sowjetunion und auch weil Berlin bei Israelis besonders beliebt ist. Viele Autorinnen und Autoren sind darunter, und sie bereichern das literarische Leben in Deutschland. Der Kritiker Carsten Hueck kennt die Details.
Carsten Hueck freut sich auf den Roman „Schicksal“ von Zeruya Shalev, der Ende Mai im Berlin-Verlag erscheint, und empfiehlt:
Chaim Grade: „Von Frauen und Rabbinern“
Aus dem Jiddischen von Susanne Klingenstein, Die Andere Bibliothek, 44 Euro.
Tomer Gardi: „Sonst kriegen Sie Ihr Geld zurück“
Aus dem Hebräischen von Anne Birkenhauer, Droschl, 20 Euro.

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Gespräch Die Übersetzerin Susanne Klingenstein über die Renaissance der jiddischen Literatur

Jiddische Literatur war bei uns lange vergessen. Im Holocaust starben nicht nur Millionen Menschen, sondern auch weite Teile einer alten Kultur. Jetzt aber erlebt die jiddische Literatur in Deutschland eine zarte Renaissance. Meisterwerke des 19. und 20. Jahrhunderts werden erstmals übersetzt.
Sehr aktiv ist die Literaturwissenschaftlerin Susanne Klingenstein. Sie hat Scholem Jankew Abramowitsch und Chaim Grade ins Deutsche übersetzt. Inzwischen arbeitet sie an einer Kulturgeschichte der jiddischen Literatur. Susanne Klingenstein ist aus Boston zum Gespräch zugeschaltet.
Die Liste der besprochenen Bücher:
* Susanne Klingenstein: „Mendele der Buchhändler“, Harrassowitz.
* Scholem Jankew Abramowitsch: „Die Reisen Benjamins des Dritten“. Übersetzt von Susanne Klingenstein. Hanser.
* Chaim Grade: „Von Frauen und Rabbinern“. Übersetzt von Susanne Klingenstein. Die Andere Bibliothek.
Diese beiden Romane empfiehlt Susanne Klingenstein zur Lektüre:
Der Nister: „Die Brüder Maschber“. Übersetzt von Hans-Joachim Maass. Propyläen & Zweitausendeins. (Nur noch antiquarisch erhältlich)
Moische Kulbak: „Die Selmenianer“. Übersetzt von Esther Alexander-Ihme und Niki Graça. Die Andere Bibliothek.

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1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland Lebendiges Jiddisch – Porträt einer Sprache

Jiddisch war einst die drittgrößte germanische Sprache in Europa. Heute wird es vor allem noch in Israel und in New York gesprochen. Hierzulande hat es die Sprache eher schwer.

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