"Wenn Frauen und Kinder auf der Flucht sind aus Kriegs- und Krisengebieten, dann sind sie einfach hilflos und schutzlos ausgeliefert, es drohen ihnen Kriegsvergewaltigungen und Menschenhandel", warnt Inge Bell von der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes im Gespräch mit SWR2.
Frauen und Kinder stehen dicht gedrängt, zu Tausenden und Zehntausenden auf der Flucht. Es eint sie ein Ziel: raus aus dem Krieg in der Ukraine. Sie alle, mehr als zwei Millionen Geflüchtete nach Angaben der Vereinten Nationen, stranden seit zwei Wochen an den Grenzen zur EU. Übermüdet, oft ohne Fremdsprachenkenntnisse, zum Teil traumatisiert.
Und dann? Dann übernehmen viele Freiwillige, helfen vor Ort, organisieren Fahrten, private Unterkünfte und vieles mehr. Die Hilfsbereitschaft ist großartig, aber leider lauern dort auch Gefahren auf die erschöpften Frauen und ihre Kinder.
Wort der Woche Zeitenwende - erklärt von Bernhard Pörksen
Seit Ende Februar ist angesichts der aktuellen Kriegssituation in der Ukraine und der Drohungsszenarien Wladimir Putins von einer „Zeitenwende“ die Rede. Eingeführt hat den Begriff Bundeskanzler Olaf Scholz auf Twitter und in seiner Bundestagsrede am 27. Februar. Deutschland hat seine Position, bei Kriegsgeschehen keine Militärhilfe zu leisten, erstmals seit 1945 gebrochen. Und die Europäischen Länder stehen mit ihren schwer geschnürten Sanktionspaketen gegenüber Wladimir Putin geschlossen ein für den Frieden und zeigen eine starke Solidarität mit der Ukraine. Der Krieg dort hat Europa verändert. Nun hat es seit dem Zweiten Weltkrieg etliche brutale politische Auseinandersetzungen und Kriegssituationen in Europa gegeben - und auch andere einschneidende Entwicklungen - etwa 9/11 oder der dramatisch verlaufende Klimawandel - werfen die Frage nach einer „Zeitenwende“ auf. Prof. Bernhard Pörksen, Medienwissenschaftler an der Universität Tübingen, erklärt seine persönliche Einschätzung des Begriffs in der aktuellen europäischen Kriegssituation und darüber hinaus.
Medizin Ukraine: So versorgt man versehrte Soldaten mit Prothesen
Bisher waren sie in der ukrainischen Gesellschaft nahezu unsichtbar: Amputierte und Menschen mit Behinderung. Doch durch den Krieg benötigen plötzlich Hunderte junger Soldaten Prothesen, um weiterhin am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können.
Krieg Resilienztraining für ukrainische Soldaten
Der Krieg in der Ukraine hat auch Auswirkungen auf die Psyche. In Präventionskursen der Armee werden nun Experten ausgebildet, die ihr Wissen an Soldaten weitergeben. Die Bewältigungsstrategien sollen posttraumatischen Belastungsstörungen vorbeugen.
Gespräch Trotz fehlender militärischer Erfolge: Der russische Krieg in der Ukraine droht lange weiterzugehen
Der Abnutzungskrieg zwischen Russland und der Ukraine könne möglicherweise noch Jahre weitergehen, sagt der Politikwissenschaftler Manfred Sapper in SWR2, Chefredakteur der Zeitschrift "osteuropa". Dabei seien auf beiden Seiten inzwischen vermutlich etwa 20- bis 30-tausend tote Soldaten zu beklagen.
Wenn der russische Präsident Putin öffentlich erkläre, dass alles nach Plan verlaufe, lasse sich das nur noch als Zynismus begreifen, so der Osteuropa-Experte. Die russische Offensive im Donbass, bei der Städte in Schutt und Asche gelegt und Menschen wahllos getötet würden, habe dabei gerade einmal Geländegewinne von 30 Kilometern gebracht. Das sei kein militärischer Erfolg.
Unverändert gingen die militärischen Führungen von Ukraine und Russland davon aus, dass ein Waffenstillstand schlechter sei als eine Fortsetzung der militärischen Anstrengungen. Zugleich achte Moskau penibel darauf, vor allem Berufssoldaten aus fernen Regionen des Landes in der Ukraine einzusetzen, nur wenige aus Moskau oder St. Petersburg, um Widerstände dort nicht zu vergrößern.
SWR2 Leben Wenn der Krieg in die Stadt kommt – Uschhorod, Ukraine
Seit Beginn des Krieges sind tausende Seit Beginn des Krieges sind sehr viele Menschen in den Westen der Ukraine geflohen. Christiane Seiler hat in der Kleinstadt Uschhorod Einwohner*innen und Geflüchtete getroffen. Von Christiane Seiler
Tagesgespräch USA-Experte: Deutschland ist in Europa zentraler Partner der USA
Die USA sind unter Präsident Joe Biden anderen Ländern gegenüber partnerschaftlicher aufgestellt als sie es noch unter dem vorherigen Präsidenten Donald Trump waren. Das sagt Michael Link (FDP), Mitglied des Bundestages und Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung, anlässlich des US-amerikanischen Unabhängigkeitstages im SWR2 Tagesgespräch. Die neue Partnerschaft zeige sich unter anderem daran, dass Biden Trumps Pläne, US-Militär aus Deutschland abzuziehen, rückgängig gemacht habe. "Die Amerikaner wissen, dass Deutschland als Drehkreuz unverzichtbar ist." Mit dieser Aussage meint Link unter anderem die Basen in Ramstein, Landstuhl und Stuttgart. "Die Amerikaner schätzen neben der Sicherheit des Standorts auch die Lebensqualität, die Deutschland hat."
Welchen Anteil der Krieg in der Ukraine an der neuen westlichen Geschlossenheit hat, erklärt Link im Gespräch mit SWR2 Aktuell-Moderator Pascal Fournier.
Gespräch Ukraine-Wiederaufbaukonferenz: Was heißt es, ein Land wiederaufzubauen?
Mit dem klaren Bekenntnis zum Wiederaufbau der Ukraine sende man ein Signal der Solidarität an die Menschen, die unter dem Krieg litten. Es sei aber auch ein klares Signal gegenüber der russischen Regierung, sagt der SPD-Politiker Niels Annen in SWR2
Kulturmedienschau Nach offenem EMMA-Brief, nun ZEIT-Appell: „Abrüstung in der Ukraine, jetzt!“ | 30.6.2022
Es ist noch nicht so lange her, da veröffentlichte das Magazin EMMA einen offenen Brief an Kanzler Scholz, wo 28 Intellektuelle und Künstler:innen forderten, keine schweren Waffen an die Ukraine zu liefern, denn es drohe sonst der 3. Weltkrieg. Nun haben in ZEIT unter anderem mehrerer dieser Verfasser:innen einen Appell zum Waffenstillstand veröffentlicht. Zudem die Meldung: Das gesellschaftspolitische Magazin „Rappler“ rund um Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa auf den Philippinen wird von der Politik geschlossen.